Die Pläne von Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser (59), weitere Geschäfte auszugliedern, treffen auf Widerstand im Aufsichtsrat. Dies berichtet manager magazin in seiner neuen Ausgabe (Erscheinungstermin: 24. März). Der integrierte Stammhauskonzern müsse bleiben, fordern danach Betriebsratschefin Birgit Steinborn (56) und IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner (48) in einem Informationsschreiben an die Siemens-Betriebsräte. "Den Konzern weiter zu zergliedern würde die Marke Siemens und das Unternehmen gefährden", so die beiden Aufsichtsräte.
Kaeser hatte zuletzt erkennen lassen, dass er Siemens langfristig in eine Holding umbauen und möglicherweise weitere Sparten separat an die Börse bringen will. "Wir werden bestimmt nicht die Letzten sein, die als letztes Konglomerat der Welt das Licht ausmachen", sagte Kaeser Anfang Februar auf der Hauptversammlung. Im Interview mit "Euro am Sonntag" forderte er, Siemens müsse von einem Tanker "zu einem koordinierten und leistungsfähigen Flottenverband werden". Per Anfang April wird die Windsparte in Spaniens börsennotierte Gamesa eingebracht, an der Siemens im Gegenzug künftig die Mehrheit hält. Der Börsengang der Medizintechnik ist bereits angekündigt. Als weiteres Geschäft, das an den Kapitalmarkt gebracht werden könnte, nannte Kaeser die Vorzeigesparte „Digitale Fabrik“.
Im Siemens-Kontrollgremium hat Kaeser die Pläne bisher nicht besprochen. In der nächsten Sitzung Anfang Mai wollen Aufsichtsräte dazu kritisch nachfragen. Auch Vertreter der Kapitalseite lehnen ein Holdingmodell ab. Das werde nicht kommen, sagte ein Kontrolleur dem manager magazin und sprach von einer "Modeerscheinung". Von der Diskussion unberührt ist die Vertragsverlängerung Kaesers, sie soll nach Informationen des Hamburger Wirtschaftsblatts auf der Aufsichtsratssitzung Anfang August beschlossen werden.
Autorin: Angela Maier
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Hamburg, 23. März 2017
manager magazin
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