

1947
Der erste SPIEGEL erscheint am 4. Januar 1947, einem Samstag, in Hannover als Nachfolger der Ende 1946 erschienenen Zeitschrift "Diese Woche". Chefredakteur und Herausgeber ist Rudolf Augstein.

1950
Der SPIEGEL wird durch seinen Vorwurf, Bonn sei nur durch Bestechung von Abgeordneten zur vorläufigen Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden, landesweit bekannt. Der Deutsche Bundestag setzt daraufhin den sogenannten SPIEGEL-Ausschuss ein, der sich vergebens um die Klärung bemüht.
1950/51
Die bisherigen Miteigentümer Gerhard R. Barsch und Roman Stempka scheiden aus dem Verlag aus. Der Hamburger Verleger John Jahr übernimmt die Hälfte der Verlagsanteile und ist zusammen mit Rudolf Augstein Gesellschafter des SPIEGEL-Verlags.
1952
Der SPIEGEL-Verlag zieht vom Anzeiger-Hochhaus in Hannover nach Hamburg ins Pressehaus am Speersort.
1955
Der SPIEGEL zeigt einige farbige Titelbilder, mit Broadway-Star Eartha Kitt, Schlagersängerin Caterina Valente und Franz Josef Strauß. Die Farbtitel sind eine Sensation in der deutschen Medienlandschaft. Das erste farbige Cover wurde auf der Ausgabe 52 aus dem Jahr 1948 gedruckt.

1962
Miteigentümer John Jahr tritt je zur Hälfte seine Anteile an den Hamburger Verleger und Druckereibesitzer Richard Gruner sowie an Rudolf Augstein ab.
Die „SPIEGEL-Affäre“ erschüttert die Republik. Unter dem Vorwand, Der SPIEGEL habe mit seiner Titelgeschichte „Bedingt abwehrbereit“ über das Nato-Manöver „Fallex 62“ Landesverrat begangen, besetzt die Polizei in einer Oktobernacht die Redaktions- und Verlagsräume. Der Herausgeber, der Verlagsdirektor und mehrere Redakteure werden festgenommen und bis zu 103 Tage in Untersuchungshaft gehalten. Die Behauptungen der Staatsmacht erweisen sich allerdings als haltlos. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, tief in die Affäre verstrickt, muss zurücktreten.
1966
Der SPIEGEL erscheint ab Januar jeweils am Montag. Das Nachrichten-Magazin wirbt mit den Slogans „Montag ist SPIEGEL-Tag“ und „SPIEGEL-Leser wissen mehr“.
1969
Der SPIEGEL-Verlag bezieht sein neues Gebäude an der Hamburger Brandstwiete. Richard Gruner verkauft seine Verlagsanteile an Rudolf Augstein.

1970
Die manager magazin Verlagsgesellschaft mbH wird gegründet.
1971
Rudolf Augstein verkauft 25 Prozent des SPIEGEL-Verlags an Gruner + Jahr.
Im November 1971 erscheint die erste Ausgabe des manager magazins.
1974
Rudolf Augstein schenkt die Hälfte seines Unternehmens seinen Mitarbeitern. Mitverantwortung, Mitentscheidung und ein Anspruch auf die Hälfte des Gewinns zählen seither zu den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten und prägen das Klima im Haus. Nirgendwo ist die Idee der Mitarbeiterbeteiligung so konsequent verwirklicht worden.
1979
Die manager magazin Verlagsgesellschaft startet die erweiterte deutsche Ausgabe der US-Managementzeitschrift „Harvard Business Review“ unter dem Namen Harvard Business Manager.

1980
Das erste SPIEGEL-Buch „Der Minister und der Terrorist – Gespräche zwischen Gerhart Baum und Horst Mahler“ erscheint im Juni im Rowohlt Taschenbuch Verlag.
1988
Am 8. Mai wird erstmals SPIEGEL TV MAGAZIN auf dem Privatsender RTL ausgestrahlt. Ermöglicht wird dieser Sendeplatz durch die Kooperation mit der Development Company for Television Program (dctp).
Das erste SPIEGEL SPECIAL erscheint, Thema: „Die wilden 68er“. Bis zur Einführung von SPIEGEL special folgen in unregelmäßiger Folge insgesamt 20 monothematische Ausgaben.

1990
Der Erfolg des SPIEGEL TV MAGAZIN zieht weitere Fernsehformate nach sich. Daraufhin wird die SPIEGEL TV GmbH als hundertprozentige Tochter des SPIEGEL-Verlags gegründet.
1994
Der SPIEGEL geht am 25. Oktober als erstes Nachrichten-Magazin weltweit online; einen Tag vor „Time“ erscheint SPIEGEL ONLINE im Netz.
1995
SPIEGEL Kultur Extra erscheint als monatliche Beilage für Abonnenten des SPIEGEL.
1996
Die a + i art and information GmbH & Co. wird als hundertprozentige Tochter der SPIEGEL TV GmbH gegründet. Neben der Produktion von SPIEGEL ONLINE bündelt a + i alle Online-Aktivitäten der SPIEGEL-Gruppe und bietet Dienstleistungen für Dritte im Internet an. Außerdem ist bei a + i die Entwicklung innovativer medialer Angebote angesiedelt.
1998
Die „Johannes B. Kerner-Show“ wird erstmals von a + i und der J.B.K.TV-Production im Auftrag des ZDF im Studio Hamburg produziert.
Die SPIEGEL-Gruppe erwirbt die Mehrheitsbeteiligung an der ASPEKT Telefilm-Produktion GmbH, mit der SPIEGEL TV seine Aktivitäten im Bereich der Fernsehfilmproduktionen erweitert.
SPIEGEL Kultur Extra erscheint unter dem neuen Titel KulturSPIEGEL.
Im SPIEGEL-Verlag erscheint ein neues Printprodukt: Der UniSPIEGEL wendet sich an Studierende von Fachhochschulen und Universitäten. Ein wichtiger Bestandteil ist die Dokumentation der SPIEGEL-Foren zu hochschulpolitischen Themen.
1999
Aus SPIEGEL SPECIAL wird ab November SPIEGELreporter, das Monatsmagazin für Reportage, Essay, Interview.
manager magazin Online startet als Online-Version der Printausgabe manager magazin. Mit dem weiteren Ausbau wird ein eigenständiges Informationsangebot etabliert.

2000
Anfang des Jahres wird Rudolf Augstein von 100 namhaften Journalisten im „Medium Magazin“ zum „Journalisten des Jahrhunderts“ gewählt.
Das manager magazin gründet mit der manager lounge einen exklusiven Business-Club für deutschsprachige Führungskräfte weltweit, der die Vorteile eines globalen Online-Netzwerks mit den Vorzügen hochkarätiger Veranstaltungen vor Ort verbindet.
Die SPIEGEL-Gruppe bündelt im September ihre Internet-Aktivitäten in der SPIEGELnet AG.
2001
Im Januar erteilt die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) SPIEGEL TV und der dctp eine Frequenz für den neuen Sender XXP TV, der Startschuss für das Metropolenfernsehen fällt im Mai.
2002
Rudolf Augstein, Gründer, Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer des SPIEGEL, stirbt am 7. November im Alter von 79 Jahren.
2003
Die SPIEGELnet AG wird in die SPIEGELnet GmbH umgewandelt.
2004
Die Mitarbeiter KG und Gruner+Jahr erwerben von der Erbengemeinschaft Augstein jeweils weitere 0,5 Prozent an der Rudolf Augstein GmbH und an der SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG.
Der SPIEGEL-Verlag beteiligt sich mit 25 Prozent am Berliner Hörbuchverlag „Der Audio Verlag“.
2005
Seit März hat SPIEGEL TV sein Angebot um einen Pay-TV-Kanal erweitert: SPIEGEL TV DIGITAL.
2006
Die SPIEGEL-Gruppe gründet die QS Quality Service GmbH, um dort Vermarktungs- und Serviceaktivitäten zu bündeln.
SPIEGEL ONLINE startet den Podcast „Urlaub für die Ohren“, in dem die Redakteurinnen und Redakteure von ihren Recherchereisen berichten.
2007
Nach dem Erfolg der Geschichtsthemen in SPIEGEL SPECIAL baut der SPIEGEL-Verlag die Reihe aus: Künftig wird viermal jährlich ein SPIEGEL SPECIAL GESCHICHTE erscheinen.
Am 1. Oktober startet die Zeitgeschichte-Community einestages von SPIEGEL ONLINE. Das neue Portal wird bereits fünf Monate später von der Lead Academy zum besten Web-Magazin des Jahres gekürt.
2008
Seit Januar hat SPIEGEL TV drei Tochterunternehmen: die SPIEGEL TV Media GmbH als Produzentin von Ko- und Auftragsproduktionen, die SPIEGEL TV Produktion GmbH als technischer Dienstleister und unter neuem Namen die SPIEGEL TV Infotainment GmbH.
Im Dezember 2008 wird der SPIEGEL-Verlag Mehrheitsgesellschafter beim Berliner Hörbuchverlag „Der Audio Verlag“.

2009
Im Januar startet die neue monothematische Zeitschriftenreihe SPIEGEL GESCHICHTE.
Im April erscheint die erste Printausgabe von SPIEGEL WISSEN.
SPIEGEL TV bekommt einen eigenen Pay-TV-Kanal. Mit SPIEGEL GESCHICHTE wird seit Juli auf der Pay-TV-Plattform Sky ein Vollprogramm gesendet.
Das Magazin „Dein SPIEGEL – Die Welt verstehen!“ kommt im September heraus. Dieser Kinder-SPIEGEL ist zunächst als einmalige Ausgabe angelegt und richtet sich an Mädchen und Jungen etwa zwischen acht und zwölf Jahren. Mit Ausgabe 1/2010 erscheint das Nachrichten-Magazin für Kinder monatlich.
Die SPIEGEL-Gruppe bündelt Marketingservice, Disposition und Verkauf für alle Print- und Onlinewerbeträger in der zentralen Vermarktungseinheit SPIEGEL QC.

2010
Im Februar erscheint der SPIEGEL als App für das iPhone; die Printausgabe kann auf dem iPad gelesen werden.
2011
SPIEGEL TV gründet mit SPIEGEL TV WISSEN einen zweiten Pay-TV-Kanal.
Im September zieht die SPIEGEL-Gruppe in ihren Neubau auf der Ericusspitze in der Hamburger HafenCity. Hier finden erstmals alle Mitarbeiter, Marken und Medien der SPIEGEL-Gruppe Platz unter einem gemeinsamen Dach.
Mit SPIEGEL.TV startet das Unternehmen einen eigenen Web-TV-Sender und bietet rund um die Uhr ein redaktionell kuratiertes Programm.
2013
Das Angebot an digitalen Produkten wird erweitert: Die Wirtschaftsmagazine manager magazin und Harvard Business Manager erhalten eine für Apple-Tablets sowie Android-Tablets und -Smartphones optimierte digitale Version. Für SPIEGEL GESCHICHTE wurden eine iPad-, Android- und Web-App entwickelt.
2014
Das manager magazin baut seine Kompetenz im Bereich Luxus aus – mit dem neuen Beihefter "splendid". Dieser widmet sich journalistisch anspruchsvoll und visuell hochwertig den Themen Mode, Beauty und Interieur.
2015
Der SPIEGEL ändert seinen Erscheinungstag: Mit Ausgabe 3/2015 erscheint das Nachrichten-Magazin bereits am Samstag. Die Digitalausgabe steht am Freitag ab 18 Uhr zum Download zur Verfügung. Zum neuen Erscheinungstag startet der SPIEGEL eine neue Dachmarken- und Imagekampagne mit einem neuen Claim: "Keine Angst vor der Wahrheit".
Die Geschäftsführung des SPIEGEL-Verlags stellt im Juni mit der Agenda 2018 ein Wachstums- und Restrukturierungsprogramm vor, mit dem der langfristige wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens und damit die publizistische Unabhängigkeit des SPIEGEL gesichert werden sollen.
Der SPIEGEL erweitert sein Buchengagement: Die monatliche Beilage KULTUR SPIEGEL wird durch das Supplement LITERATUR SPIEGEL ersetzt.
Mit bento startet SPIEGEL ONLINE ein junges, eigenständiges Web-Portal für junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren.
Die SPIEGEL-Verlagsgruppe stärkt die Entwicklung ihrer digitalen Produkte mit dem neu gegründeten Tochterunternehmen SPIEGEL Tech Lab GmbH. Sie wird Mobil- und Web-Angebote der Verlagsgruppe konzipieren und weiterentwickeln.

2016
DER SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE starten gemeinsam den Newsletter „DIE LAGE – Morning Briefing“.
Zum Tod von Altbundeskanzler Helmut Schmidt ist SPIEGEL BIOGRAFIE im November 2015 erstmals als Sonderausgabe erschienen. Mit vier Ausgaben pro Jahr geht der Titel in Serie.
Mit SPIEGEL EDITION GESCHICHTE startet der SPIEGEL-Verlag eine weitere neue Heftreihe. Zweimal im Jahr werden zu einem historischen Thema die besten Beiträge der SPIEGEL-Redaktion neu zusammengestellt.
DER SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE starten das digitale Angebot SPIEGEL Plus. Ab sofort werden einzelne Artikel des Nachrichten-Magazins und der Nachrichten-Website auf SPIEGEL ONLINE zum Verkauf angeboten.
Mit einem umfangreichen Programm auf der Frankfurter Buchmesse 2016 startet der SPIEGEL sein neues Veranstaltungskonzept DER SPIEGEL live. Das Veranstaltungsprogramm umfasst unterschiedliche Formate an unterschiedlichen Orten: SPIEGEL-Gespräche live im Thalia Theater, DER SPIEGEL live auf der Ericusspitze und DER SPIEGEL live im Spiegelsaal. Mehrmals pro Semester finden SPIEGEL-Gespräche live in der Uni statt.
2017
DER SPIEGEL startet mit dem „S-MAGAZIN“ ein neues Lifestyle-Supplement. Die Beilage wird viermal im Jahr dem SPIEGEL beigelegt und widmet sich den Themen Mode, Design und Genuss.
SPIEGEL ONLINE startet mit dem Politik-Podcast „Stimmenfang“ ein neues Audioformat. Im Verlauf des Jahres folgen mit „Sascha Lobo – Der Debatten-Podcast“ und „Netzteil – Der Tech-Podcast“ weitere Audioformate.
Der Vermarkter der SPIEGEL-Gruppe firmiert seit März unter einem neuen Namen: SPIEGEL MEDIA – Der Premium-Vermarkter.
Die Redaktionen von SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE starten gemeinsam ein neues digitales Produkt: SPIEGEL daily ist ein kostenpflichtiges tägliches Angebot, das dem Leser die wichtigsten News des Tages auf neue, erklärende Art präsentiert.
2018
Der SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE starten im Mai das neue SPIEGEL+, ein monatliches Abomodell für alle digitalen Bezahlinhalte.
Am 20. Dezember macht der SPIEGEL-Verlag öffentlich, dass Claas Relotius, Redakteur im Gesellschaftsressort, seine Geschichten weitgehend erfunden hat. Der Betrugsfall wird in Form einer SPIEGEL-Titelgeschichte publik gemacht und eine unabhängige Kommission eingesetzt, die klären soll, wie es zu den Fälschungen kommen konnte.
2019
Im Zuge der strategischen Neuausrichtung von SPIEGEL TV werden die verschiedenen Redaktionen nicht mehr von einer Chefredaktion, sondern von Produzenten geführt.
Am 1. September nimmt mit dem Start des Gemeinschaftsbetriebs die gemeinsame SPIEGEL-Redaktion ihre Arbeit auf.
Mit SPIEGEL Bestseller, dem neuen Kulturmagazin vom SPIEGEL, erhält das Nachrichten-Magazin viermal im Jahr eine neue Beilage mit dem Wichtigsten aus Literatur, Film und Musik.
Die SPIEGEL-Gruppe startet im November die Bildungsinitiative SPIEGEL Ed zur Stärkung von Medien- und Nachrichtenkompetenz.

2020
Nach rund 25 Jahren wird am 8. Januar aus SPIEGEL ONLINE der digitale SPIEGEL, mit moderner Optik und neuen Inhalten. Der Launch des neuen digitalen SPIEGEL wird von einer Dachmarkenkampagne „Wir halten dieser Welt den Spiegel vor“ begleitet.
manager magazin und Harvard Business manager erscheinen ab Juli gemeinsam im Web, in der App und auf allen anderen digitalen Plattformen mit einem vollständig erneuerten Auftritt. Beide Wirtschaftstitel – weiterhin klar als eigenständige Angebote positioniert – werden Teil einer neuen Dachmarke, manager, mit einem verbindenden Wertversprechen.
Rudolf Augstein

Herausgeber des SPIEGEL (1923 bis 2002)
Rudolf Augstein wurde am 5. November 1923 in Hannover geboren. Nach dem Abitur 1941 arbeitete er unter anderem als Volontär beim „Hannoverschen Anzeiger“. Im Anschluss an das Volontariat wurde Augstein zum Arbeitsdienst eingezogen und leistete ab April 1942 Kriegsdienst. 1945 geriet der verwundete Augstein kurz in amerikanische Gefangenschaft. 1945 begann Augstein als Journalist bei dem von der britischen Militärregierung lizenzierten „Hannoverschen Nachrichtenblatt“ zu arbeiten. Ab 1946 übernahm er das Ressort Deutschland beim Nachrichten-Magazin „Diese Woche“. Mit 23 Jahren wurde Augstein dessen Herausgeber und Chefredakteur und benannte das Magazin mit Ausgabe 1/1947 in „DER SPIEGEL“ um.
Von 1950 bis 1962 war er zusammen mit John Jahr Verleger des SPIEGEL, 1962 übernahm der Verleger und Druckereibesitzer Richard Gruner die Position von Jahr. 1969 trennten sich Augstein und Gruner, Augstein blieb Alleineigentümer des SPIEGEL, bis sich der Verlag Gruner + Jahr 1971 mit 25 Prozent beteiligte. 1974 schenkte Rudolf Augstein 50 Prozent seines Unternehmens den Mitarbeitern.

Am 26. Oktober 1962 begann mit einer Durchsuchung der SPIEGEL-Redaktionsräume die sogenannte SPIEGEL-Affäre, die schließlich zum Sturz des damaligen Bundesverteidigungsministers Franz Josef Strauß führte. Anlass war der SPIEGEL-Titel „Bedingt abwehrbereit“ über das Nato-Manöver „Fallex 62“, in dem Strauß landesverräterische Elemente wähnte. Der damalige Chefredakteur Jacobi, Verlagsdirektor Becker und Artikelautor Conrad Ahlers wurden verhaftet; Augstein stellte sich am 27. Oktober selbst der Polizei und saß 103 Tage in Untersuchungshaft. Am 14. Mai 1965 wurde das Strafverfahren gegen Augstein und Ahlers wegen Mangels an Beweisen eingestellt.
1972 nahm Augstein ein Angebot des damaligen FDP-Vorsitzenden Walter Scheel an und kandidierte bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Paderborn gegen Rainer Barzel. Über die NRW-Landesliste kam er im November 1972 in den Deutschen Bundestag, aus dem er nach drei Monaten auf eigenen Wunsch wieder ausschied.
In den Fünfziger- und Sechzigerjahren veröffentlichte Augstein unter dem Pseudonym Jens Daniel Kommentare zur Politik im Adenauer-Deutschland; bis zu seinem Tod im November 2002 trug er mit kritischen Kommentaren und Essays zur Aufdeckung von Fehlentwicklungen in Demokratie und Gesellschaft bei. Sein besonderes Interesse galt dabei historischen Zusammenhängen.
„Sagen, was ist.“

Bücher
Augstein hat zahlreiche Bücher zu überwiegend politischen Themen veröffentlicht:
- „Spiegelungen“, 1964
- „Konrad Adenauer“, 1964
- „Preußens Friedrich und die Deutschen“, 1968
- „Jesus Menschensohn“, 1972 (Neubearbeitung 1999)
- „Überlebensgroß Herr Strauß“, 1980
- „Deutschland, einig Vaterland? Ein Streitgespräch“, 1990 (mit Günter Grass)
- „Ein deutsches Jahrzehnt – Reportagen 1985-1995“, 1995
Ehrungen
Anfang 2000 wurde Rudolf Augstein von 100 namhaften Journalisten im „Medium Magazin“ zum „Journalisten des Jahrhunderts“ gewählt und im Mai 2000 vom „International Press Institute“ als einer von 50 Verlegern und Journalisten aus aller Welt, die im letzten halben Jahrhundert für die Unabhängigkeit der Presse eintraten, als „World Press Freedom Hero“ ausgezeichnet.
Weitere Ehrungen:
- Ehrendoktor der britischen Universität Bath, 1983
- Ehrendoktor der Bergischen Universität Gesamthochschule Wuppertal, 1987
- Ehrensenator der Universität Hamburg, 1988
- Besondere Ehrung des Adolf-Grimme-Preises, 1990
- Ehrenbürger von Hamburg, 1994
- Großes Bundesverdienstkreuz, 1997
- Ehrendoktor der Hochschule für Auswärtige Beziehungen, Moskau, 1999
- Ludwig-Börne-Preis, 2000