Die größten deutschen Börsenunternehmen verbergen häufig die Effekte von Übernahmen auf ihr gesamtes Konzernwachstum. Das zeigt eine exklusive Auswertung der HHL Leipzig Graduate School of Management, die manager magazin in seiner Oktoberausgabe (Erscheinungstermin: 22. September) veröffentlicht. 82 der insgesamt 160 Unternehmen aus der Dax-Familie haben 2016 umsatzrelevant zugekauft. Aber nur 29 davon schreiben im Geschäftsbericht, wie das gesamte Wachstum ohne Übernahme ausgefallen wäre. Nicht einmal versteckt im Anhang findet sich eine Zahl zum gesamten operativen Wachstum aus eigener Kraft. „Das ist inakzeptabel“, kritisiert HHL-Ökonom Henning Zülch, dessen Team die umfassendste Analyse der deutschen Finanzkommunikation exklusiv für manager magazin erstellt hat. Sie umfasst die Indizes Dax, M-Dax, Tec-Dax und S-Dax.
Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer des Anlegerschutzverbands DSW, kritisiert die Intransparenz. „Wachstum ist offenbar oft nur noch über Akquisitionen möglich“, sagt Tüngler. Diese Deals überdeckten die Stagnation im Stammgeschäft. Für Investoren sei es jedoch unerlässlich zu wissen, was Akquisitionen zum Wachstum von Umsatz und Vermögenswerten beitrügen, sagt André Köttner, Co-Chef für globale Aktieninvestments bei der Deutschen Asset Management. Denn die immer höheren Kaufpreise erhöhten das Risiko teurer Fehlgriffe, warnt der Fondsmanager.
Wie transparente Berichterstattung funktioniert, zeigt vorbildlich der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck, der Gesamtsieger des härtesten Tests der Finanzkommunikation in Deutschland, den manager magazin und die HHL dieses Jahr bereits zum vierten Mal veranstalten. Im Hauptteil des Geschäftsberichts legt Finanzvorstand Marcus Kuhnert offen, dass das rasante Umsatzwachstum im vergangenen Jahr (plus 17 Prozent) vor allem der 12,8 Milliarden Euro teuren Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich zu verdanken war. Organisch wuchs Merck um 3,2 Prozent. Diese Klarheit ist typisch für Merck: Der Konzern ist in allen bewerteten Kategorien der Finanzkommunikation deutlich besser als der Durchschnitt der 160 Titel in den Dax-Indizes. Das Team des Bilanzexperten Zülch benotet das Reporting (40 Prozent), Investor-Relations-Arbeit (30 Prozent) und Kapitalmarktresonanz (Investorenumfrage 20 Prozent, Kursentwicklung 10 Prozent). Merck-Finanzvorstand Marcus Kuhnert wird von manager magazin als Kapitalmarktstratege des Jahres („Investors’ Darling 2017“) ausgezeichnet.
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