Foto: Carsten Dammann
Bei uns gibt es keine One-Man oder ‑Woman-Shows, sondern alle Projekte, die wir umsetzen, sind Teamleistungen. Natürlich dürfen aber alle ihren eigenen Kopf haben. Über neue Ideen freuen wir uns immer sehr.
Du leitest das Team Data und BI. Welche Aufgaben liegen in Deinem Bereich?
Das Data- und BI-Team unterteilt sich grundsätzlich in drei Bereiche: Redaktion, Kundendaten, und klassisches Reporting. Für den redaktionellen Bereich entwickeln wir beispielsweise den sogenannten Radar, der durch seine redaktionellen Kennzahlen die Chefs und Cheffinnen vom Dienst bei der Steuerung der Homepage unterstützt. Der Radar zeigt unter anderem an, wie häufig Artikel gelesen werden und ob sie zu Abo-Abschlüssen führen.
Im Bereich Customer Data arbeitet ein weiteres Team an der Bereitstellung und Aufbereitung der Daten für die Marketing-Automation, die Datenanalyse und das Business-Reporting. Durch die Kunden- und Abonnentendaten bekommen wir dort eine 360-Grad-Sicht auf den Kunden. Diese Daten werden unter anderem dazu verwendet, Marketingkampagnen zu steuern und zu optimieren. Außerdem werden die Kundendaten von weiteren Systemen, wie beispielsweise unserem CRM-System oder unserem Webtrackingsystem genutzt.
Im klassischen Reporting, wie wir es nennen, fassen wir ein paar Bereiche zusammen. Dort spielen Financial Reporting, Deckungsbeiträge, Verkaufszahlen und ähnliche Themen eine Rolle. Um etwa die Deckungsbeiträge für unser Heft zu ermitteln, stellen wir Erlöse und Kosten gegenüber. Darüber hinaus können unterschiedliche Abteilungen auf unser Kostencontrolling zugreifen und wir ermitteln für unseren Vermarkter SPIEGEL Media Anzeigen-Reportings und andere Kennzahlen.
An welchen Projekten arbeitet ihr momentan konkret?
Wir arbeiten an sehr vielen Projekten. Ich hebe mal eins heraus: die Content Recommendation oder auch Personalisierung. Wir wollen für Leserinnen und Leser von SPIEGEL.de einen Bereich auf der Homepage schaffen, in dem – abhängig von der individuellen Lesehistorie – eine personalisierte Leseempfehlung abgegeben wird.
Welche Rolle spielt KI bei eurer Arbeit?
Mittlerweile spielt KI in allen Bereichen eine große Rolle. Wir arbeiten zum Beispiel an zwei großen KI-Projekten. Mit der SPIEGEL-Dokumentation, haben wir ein Tool entwickelt, das automatisch Fakten in Dokumenten oder in Artikeln checkt. Es ist ein Sicherheitsnetz zusätzlich zur manuellen Prüfung, die natürlich weiterhin im Vordergrund steht, und soll dabei helfen, Flüchtigkeitsfehler zu verhindern.
Ein weiteres Projekt, das wir gerade entwickeln, betrifft unser großes SPIEGEL-Archiv. In unserem digitalen Archivsystem befinden sich ausgewählte Artikel von unterschiedlichsten Regional-, Fach- und Leitmedien sowie ca. 2 Millionen Print- und Online-Artikel des SPIEGEL seit 1947, die für unsere Arbeit wichtig sind. Die Erweiterung unseres Archivsystems um eine RAG-Funktionalität (Retrieval Augmented Generation) ermöglicht durch den Einsatz von KI natürlich komplett neue Möglichkeiten: Artikel aus jahrelanger Berichterstattung können anhand einer Frage durchsucht werden, Zitate aus Artikeln können extrahiert, FAQs zu Themen können erstellt werden, alles natürlich mit exaktem Verweis auf die Textstelle unter Angabe der Quelle.
Wie bleibst du und dein Team für eure Fachthemen auf dem neuesten Stand?
Wir machen sehr viel Selbststudium, weil gerade im KI-Bereich quasi stündlich neue Paper von wissenschaftlichen Institutionen veröffentlicht werden. Daneben besuchen wir Konferenzen und Netzwerkevents. Ein wichtiger Bestandteil sind natürlich auch Schulungen von Softwareanbietern, wenn wir eine Technologie komplett neu lernen müssen.
Darüber hinaus organisieren wir im Team regelmäßig sogenannte Hack-Weeks, bei denen wir uns für eine Woche ganz konzentriert einem Thema widmen und mit dem gesamten Team daran arbeiten, alles andere muss dann bis zur nächsten Woche warten.
Was sollte eine Kandidatin unbedingt mitbringen, um Teil deines Teams zu werden?
Da sind mir die Softskills tatsächlich oftmals wichtiger als die technischen Skills. Warum ist das so? Technische Skills kann man gut lernen. Wenn es dort Defizite gibt, dann kann man die gut ausgleichen und durch Schulungen Know-how vermitteln. Eigenverantwortung ist mir sehr wichtig. Gerade bei uns im Verlag kann man nicht immer davon ausgehen, dass einem alles zugetragen wird, sondern da ist Eigeninitiative nötig. Wir arbeiten in einem sehr sensiblen Umfeld, wo es darum geht, auch mit Kundendaten und mit Informationen sehr seriös umzugehen. Von daher ist ein hohes Verantwortungsbewusstsein von hoher Relevanz. Das Allerwichtigste ist mir aber grundsätzlich Teamfähigkeit. Bei uns gibt es keine One-Man- oder -Woman-Shows, sondern alle Projekte, die wir umsetzen, sind Teamleistungen. Natürlich dürfen aber alle ihren eigenen Kopf haben. Über neue Ideen freuen wir uns immer sehr.