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Wirtschaftsprofessor warnt vor laxer Bankenregulierung

Bonner Ökonom Hellwig: Basel-III-Vorschriften lassen sich leicht manipulieren / Drastische Erhöhung der Eigenkapitalquoten gefordert

Die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken reichen nach Ansicht des renommierten Wirtschaftswissenschaftlers Martin Hellwig nicht aus, um eine Neuauflage der Finanzkrise zu verhindern. Die unter dem Stichwort "Basel III" vereinbarten Regeln seien sehr leicht zu manipulieren, sagt der Direktor des Bonner Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern im Interview mit dem Hamburger manager magazin (Erscheinungstermin: 19. April).

Politiker und Aufsichtsbehörden hätten sich bei der Erstellung des Regelwerks zu sehr von der Finanzlobby beeinflussen lassen, so der Ökonom weiter. Die potentiellen Folgekosten dieser laxen Regulierung für den Steuerzahler seien immens, warnt Hellwig. So habe die Rettung deutscher Großbanken nach der jüngsten Finanzkrise den Steuerzahler fast 70 Milliarden Euro gekostet.

In seinem gemeinsam mit der Stanford-Professorin Anat Admati verfassten aktuellen Buch "The Bankers' New Clothes" fordert Hellwig eine Erhöhung der Eigenkapitalquoten der Banken auf 20 bis 30 Prozent ihrer Bilanzsumme. "Eigenkapital versetzt die Banken in die Lage, Verluste zu verkraften, ohne gleich insolvent zu werden", betonte Hellwig, der von 2000 bis 2004 die deutsche Monopolkommission leitete. Verluste würden dann "von den Eigentümern getragen und belasten nicht die Gläubiger und die Wirtschaft oder die Steuerzahler".

Das Argument vieler Bankenvertreter, eine drastische Erhöhung der Eigenkapitalquoten führe zu einer verringerten Kreditvergabe an die Wirtschaft, lässt Hellwig nicht gelten: "Empirische Studien zeigen, dass der Effekt einer verminderten Kreditgewährung allenfalls vorübergehend wäre." Der Rückgang der Eigenkapitalquoten vieler Banken in den vergangenen Jahrzehnten habe auch nicht zu einer Erhöhung der Kreditvergabe geführt.

Autor: Ulric Papendick
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