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Wirtschaftskrise: EZB sorgt sich um Stabilität des Euro

Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt sich angesichts der staatlichen Programme zur Eindämmung der Wirtschaftskrise um die Stabilität des Euro. Die Politik sei nun so expansiv ausgerichtet, dass sie womöglich den Keim künftiger Probleme in sich trage, sagte Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums und Chefvolkswirt der EZB, der Zeitschrift manager magazin.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt sich angesichts der staatlichen
Programme zur Eindämmung der Wirtschaftskrise um die Stabilität des Euro. Die
Politik sei nun so expansiv ausgerichtet, dass sie womöglich den Keim künftiger
Probleme in sich trage, sagte Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums und
Chefvolkswirt der EZB, der Zeitschrift manager magazin (Erscheinungstermin: 19.
Dezember). „Die Regierungen haben Ausgabenprogramme aufgelegt, die alles bisher
Dagewesene in den Schatten stellen.“ Auch die Geldpolitik sei weltweit „massiv
gelockert“ worden. „Wir müssen sehr aufpassen, dass eine solche Politik nicht
zu erneuten Übertreibungen und steigender Inflation führt“, so Stark. Er
forderte, Notenbanken und Regierungen bräuchten eine „Exit-Strategie“; sie
müssten „auf einen restriktiveren Kurs umschwenken“, sobald die unmittelbare
Krise vorbei sei.

In den vergangenen Wochen hatten verschiedene Organisationen, unter anderen die
OECD, vor einer bevorstehenden Deflation gewarnt. Dies würde für eine lange
Phase sehr niedriger Leitzinsen sprechen. Stark widersprach dieser Auffassung:
Für die Eurozone sei ein dauerhaftes Sinken des Preisniveaus unwahrscheinlich.

Äußerst kritisch sieht Stark die Solidität der Staatsfinanzen in der Eurozone:
„Es geht um das Vertrauen der breiten Öffentlichkeit und der Finanzmärkte in
die mittel- bis längerfristige Solidität der öffentlichen Finanzen und darüber
hinaus in die Stabilität des Euro.“ In den vergangenen Wochen war an den
Finanzmärkten verstärkt die Bonität der Euro-Mitgliedstaaten Griechenland,
Italien und Portugal in Zweifel gezogen worden.

Stark vertrat in diesem Zusammenhang eine harte Linie: Sollten einzelne Staaten
vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, dürften sie keine Finanzspritzen von
anderen Euro-Mitgliedern erhalten, forderte der Deutsche im EZB-Direktorium.
Bei der Umstrukturierung der Schulden könne allerdings „der Internationale
Währungsfonds helfen. Ich sehe kein Problem darin, den Währungsfonds in Land A
oder B zu schicken.“

Das Interview im Wortlaut finden Sie unter:
www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,596063,00.html

Autor: Dr. Henrik Müller
Telefon: 040/308005-38

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E-Mail: Ute_Miszweski@manager-magazin.de

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