Im Gespräch mit dem manager magazin rechtfertigt DaimlerChrysler-Chef Schrempp seine Konzernstrategie und wehrt sich gegen Umsturzgerüchte
Auch nach dem spektakulären Stopp der Finanzhilfen für Mitsubishi und dem Ausstieg bei Hyundai sieht DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp den Stuttgarter Automobilkonzern strategisch auf einem gutem Weg. „Ich sehe nicht, wo unsere Strategie wankt“, erklärte Schrempp im Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstag: 19. Mai 2004). „Es ändert sich nichts, außer dass vermutlich unser Anteil an Mitsubishi sinkt, weil wir uns nicht an einer Kapitalerhöhung beteiligen“, so Schrempp.
Die Diskussionen im Vorstand um den Stopp der Kapitalzufuhr für Mitsubishi bezeichnete Schrempp als „außerordentlich schwierig“. Der Vorgang sei „in den Details sicher ungewöhnlich“ gewesen. „Dass eine Gruppe in diese, eine zweite in die andere Richtung läuft“, so Schrempp, fände er indes „nicht spektakulär“. Schrempp wörtlich: „Wir brauchen konstruktive und kontroverse Diskussionen, keine Harmoniesauce."
Von Chrysler, so erklärte Schrempp im Gespräch mit manager magazin, erwarte er in diesem Jahr „ein deutlich positives Ergebnis“. Der Daimler-Chef räumt allerdings ein, dass „wir noch nicht dort sind, wo wir sein wollen“. Nach wie vor sei die Wettbewerbssituation in den USA hart, müsse der Konzern hohe Rabatte gewähren.
Eine ähnliche Entwicklung prophezeit Schrempp dem chinesischen Markt: „Sie werden dort bald einen Wettbewerb erleben wie in Europa oder den USA.“ Die Verkäufe würden weiter steigen, so Schrempp, aber die Produktionskapazitäten würden „noch schneller ausgebaut“. Anfang Mai hatte Daimler den Bau einer Mercedes-Fabrik in China vereinbart.
Die Entscheidung, den DaimlerChrysler-Manager Wolfgang Bernhard nicht – wie zunächst beschlossen – zum neuen Mercedes-Chef zu bestellen, verteidigte Schrempp. „Unter den gegebenen Umständen“ habe der Aufsichtsrat keine andere Entscheidung treffen können. Gleichzeitig äußerte er sein Bedauern: „Ich sage Ihnen ganz offen, dass das auch für mich schmerzlich ist.“
An einen vorzeitigen Rücktritt denkt Schrempp nicht. Er habe vor, seinen Vertrag (Laufzeit: bis 2008) zu erfüllen. Dass Vorstandsmitglieder von DaimlerChrysler in den vergangenen turbulenten Wochen geplant hätten, ihn zu stürzen, weist Schrempp zurück: „Wer will hier wen stürzen? Das ist doch Unsinn.“ Das ganze Thema, so Schrempp, sei in der Öffentlichkeit „dramatisch hochgespielt“ worden.
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