Der RAG-Chef sieht sich als Opfer einer »Kampagne«
RAG-Chef Werner Müller wendet sich gegen eine politische Einflussnahme auf den künftigen Börsenkonzern NewCo (aus den RAG-Industriebeteiligungen Chemie, Energie, Immobilien). Im Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstermin: 22. Juni 2007) sagte der Manager, dessen Vertrag Mitte Juni bis 2011 verlängert worden war, das Aktienrecht ließe einen politischen Einfluss nicht zu: Sollte die Kohle-Stiftung, die an dem Börsenkonzern mit 25 Prozent beteiligt bleiben soll, »etwas zum Nachteil der anderen Aktionäre erzwingen, entstünde Schadensersatzpflicht,« so Müller. Gleichwohl könne er nachvollziehen, dass es solche Bedenken gebe, »wenn ich an das politische Hickhack der vergangenen Wochen denke.«
Auf die Frage, wie er sich die künftige Zusammenarbeit mit NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers vorstelle, sagte Müller, eine Einflussnahme, »die der NewCo schaden würde«, könne nicht im Interesse des Ministerpräsidenten sein. Rüttgers hatte Müller in der Vergangenheit scharf kritisiert und verhindert, dass der RAG-Chef auf den Posten des Stiftungsvorsitzenden wechselt.
Trotz der Kritik an seiner Person habe er in den vergangenen Wochen »eigentlich nie« an Rücktritt gedacht, so Müller gegenüber mm. Das hätte er nur getan, wenn er das Vertrauen der Mitarbeiter und des Aufsichtsrats verloren hätte: »Das war aber nicht der Fall. Und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass es hätte geschehen können.«
Dennoch sprach Müller von einer »Kampagne gegen mich«. So sei ihm unterstellt worden, er wolle auf den Stiftungsvorsitz wechseln, um von dort »die große Kulturpolitik« zu machen »und eine Art Ruhrbaron« zu werden. »Alles Unsinn«, so Müller. »Das ist ein gezielt verbreitetes Märchen.« Die kulturellen Aufgaben der Stiftung beschränkten sich laut Satzung auf Bereiche, die im Zusammenhang mit dem Steinkohlebergbau stünden, wie etwa die Erhaltung des Bochumer Bergbaumuseums.
Den Börsengang sieht er als »tolle Aufgabe« in seinen letzten Berufsjahren. Die Wahl des ehemaligen BP-Managers Wilhelm Bonse-Geuking zum Stiftungsvorsitzenden befürwortet Müller: »Fraglos hat Herr Bonse große Reputation als Manager.«
Zwar sei geplant, dass die Stiftung auf Dauer mit 25 Prozent am Börsenkonzern beteiligt bleiben solle, so Müller gegenüber mm, »aber in Stein gemeißelt ist das nicht.« In der Satzung sei diese Quote jedenfalls nicht festgeschrieben. Im Falle einer Kapitalerhöhung des Börsenkonzerns, an der die Stiftung nicht teilnähme, so Müller, würde sich ihr Anteil verringern.
Autoren: Dietmar Student, Martin Noé
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