Irak-Frage brachte Union in Bedrängnis / Versäumnisse im Umgang mit den Folgen der Flutkatastrophe / Mit Polarisierung wären "wir nie in die Nähe von 40 Prozent gekommen"
Berlin, 7. Oktober 2002
Michael Spreng, ehemaliger Berater des Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber, hat erstmals öffentlich Fehler im Wahlkampf von CDU/CSU eingeräumt. "Was uns in Bedrängnis gebracht hat, war die Irak-Frage", erklärte Spreng am Freitag in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE.
Die Union habe nicht auf den Kurs von Kanzler Gerhard Schröder einschwenken können, weil dies verantwortungslos gewesen wäre, so Spreng weiter: "Also mussten wir eine mittlere Position einnehmen, die dann allerdings auch schwieriger zu kommunizieren war." Auch im Umgang mit den Folgen der Flutkatastrophe räumte der gelernte Journalist gegenüber SPIEGEL ONLINE Versäumnisse ein. Es habe "drei Tage gedauert, bis CDU und CSU ihre endgültige Position bei der Finanzierung der Fluthilfe gefunden hatten". Allerdings sei eine große Volkspartei wie die Union "von Natur aus schwerfälliger als ein Medienbetrieb", sagte Spreng.
Erneut verteidigte er die Strategie der Union, auf Wachstum und Arbeitsplätze zu setzen. Mit einem "betont kantigen, konservativen und polarisierenden Wahlkampf wäre es von Anfang an aussichtslos gewesen, und wir wären nie in die Nähe von 40 Prozent gekommen," betonte der Ex-Berater gegenüber SPIEGEL ONLINE.
Der frühere Chefredakteur von "Bild am Sonntag" hatte acht Monate lang Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber als Berater zur Seite gestanden. Maßgeblich hatte er das Bild des CSU-Politikers in der Öffentlichkeit geprägt.
Zu seinen Zukunftsplänen erklärte Spreng, er wolle in Berlin ein Beraterbüro aufmachen: "Mein Ziel ist es, ein Portfolio an verschiedenen Beratungsaufträgen zu sichern."
Ein Buch über seine Erfahrungen an der Seite Stoibers will Spreng nach eigener Aussage nicht schreiben. Das sei zwar eine Versuchung, so Spreng zu SPIEGEL ONLINE. Doch wäre dies "nicht nur ein Akt der Illoyalität gegenüber Herrn Stoiber, sondern auch menschlich unanständig".
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