Die Fehlspekulationen mit VW-Aktien Ende Oktober könnten auch für die
Volkswagen-Spitze gravierende Folgen haben. Einige Großanleger fordern jetzt
eine Kapitalerhöhung bei Volkswagen. Das berichtet das manager magazin in
seiner neuesten Ausgabe (Erscheinungstermin 19. Dezember 2008). In mehreren
Briefen an den VW-Vorstand und ausgewählte Aufsichtsräte forderten die
Investoren, das aktuell hohe Kursniveau zu nutzen, um neue Aktien zu
platzieren. Verzichte die Konzernspitze auf die Kapitalerhöhung, müsse sie mit
juristischen Konsequenzen rechnen. Die Vorstände und Aufsichtsräte hafteten
dann unter Umständen persönlich für den der Volkswagen AG drohenden Schaden.
Auf der Hauptversammlung 2006 hatte sich der VW-Vorstand die Ausgabe von 35
Millionen Aktien genehmigen lassen. Eine Kapitalerhöhung, so die Argumentation
der Investoren, würde die gegenwärtige Marktenge bei VW-Aktien beseitigen und
brächte dem Autokonzern dringend benötigte Liquidität für sein
Finanzierungsgeschäft. Bei einem Kursniveau von 200 Euro pro Aktie könnte VW
mit neuen Aktien rund sieben Milliarden Euro erzielen. Die Fonds sehen die
VW-Führung laut Aktiengesetz sogar dazu verpflichtet, die derzeitige
Sondernachfrage nach VW-Aktien zu nutzen. Da die Investoren bislang keine
Antwort erhalten haben, bereiten einige der Beteiligten inzwischen
Schadensersatzklagen vor.
Volkswagen-Großaktionär Porsche hatte Ende Oktober mit seiner Ankündigung,
direkt und über so genannte cash gesettelte Optionen auf 74 Prozent der
VW-Aktien zugreifen zu können, eine Kursrallye ausgelöst. Der Kurs der Aktie
stieg zeitweise bis zu 1000 Euro. Etliche Hedgefonds und andere Großanleger,
die mit dem Verkauf geliehener Aktien auf einen fallenden VW-Kurs spekuliert
hatten, verloren daraufhin zwei-, teilweise sogar dreistellige
Millionenbeträge. Noch immer warten viele dieser Fonds auf eine günstige
Gelegenheit, diese Aktien zurückzukaufen.
Derweil zeichnen sich die Konturen einer neuen Führungsstruktur der
Porsche-Holding SE immer klarer ab. Derzeit bilden Porsche-Chef Wendelin
Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter die SE-Spitze. Sobald Porsche die
Mehrheit an VW hält, sollen VW-Chef Martin Winterkorn und aller Voraussicht
nach VW-Produktionsvorstand Jochem Heizmann in den Holdingvorstand aufrücken.
Zudem diskutieren Porsche und VW das Modell einer erweiterten Führung, in die
der gesamte VW-Vorstand integriert werden könnte.
Autoren: Michael Freitag/Dietmar Student
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