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Vorstandschef Löscher richtet Siemens neu aus

Vorstandschef Löscher richtet Siemens neu aus Industriekonzern verabschiedet sich von kurzfristiger Gewinnoptimierung / Interview mit manager magazin

Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher will Deutschlands größten
Industriekonzern künftig auf Nachhaltigkeit statt auf das Erreichen
kurzfristiger Gewinnziele ausrichten. „Margenvorgaben allein garantieren keine
nachhaltige Steuerung und ließen sich für einzelne Geschäfte leicht kurzfristig
trimmen“, begründete Löscher den Kurswechsel im Interview des manager magazins
(Erscheinungstermin: 22. Oktober). In dem Wirtschaftsblatt stellte Löscher
erstmals öffentlich das neue Zielsystem „One Siemens“ vor, das er Mitte Oktober
auf einer Siemens-Führungskräftetagung in Berlin präsentiert hatte.

Zu den Kernelementen von „One Siemens“ gehört nach Angaben des Vorstandschefs,
dass sich der Konzern künftig stärker am effizienten Kapitaleinsatz orientieren
soll, der Kapitalrendite Return on Capital Employed (ROCE). Die ROCE-Vorgaben,
so erklärte Löscher weiter, seien „gepaart mit einem Kapitalstrukturziel“, das
den Anteil der Fremdverschuldung vorgebe. Darüber hinaus will der Konzern den
Aktionären auch erstmalig mitteilen, „welche Dividendenpolitik sie erwarten
können“; die genauen Vorgaben würden zur Bilanzpressekonferenz im November
veröffentlicht.

Völlig verzichten will Löscher auf Margenziele allerdings nicht. Für die Margen
der drei Siemens-Geschäftsfelder Energie, Industrie und Medizintechnik werde es
künftig Bandbreiten geben, innerhalb derer sie sich „über den Konjunkturzyklus
hinweg“ bewegen sollen, kündigte der CEO an.

Löscher betonte, „One Siemens“ sei kein Nachfolger des Transformationsprogramms
„Fit4 2010“, das sein Vorgänger Klaus Kleinfeld initiiert hatte. „Siemens hatte
über zwölf Jahre hinweg Transformationsprogramme, weil wir die Lücke zum
Wettbewerb schließen mussten. Das ist erreicht.“ Siemens benötige nun ein
„Zielsystem für die nachhaltige Weiterentwicklung des Konzerns“.

Löscher erklärte, dass Siemens unter anderem in der Umwelttechnologie und im
Servicegeschäft deutlich wachsen wolle. „Langfristige Serviceverträge sind die
Krönung eines jeden Auftrags!“

Große Übernahmen hat der Konzernchef dagegen für die kommenden Jahre nicht auf
der Agenda. „Riesenakquisitionen sind eher auszuschließen“, sagte Löscher. Man
werde stattdessen „schauen, wo eine interessante technologische Ergänzung für
uns besteht und wie wir uns sinnvoll verstärken und dann dieses Geschäft nach
vorn treiben können“. Als mögliche Bereiche für Zukäufe nannte Löscher die
Felder erneuerbare Energien und industrielle IT. Ein Investitionsvolumen wollte
Löscher nicht nennen: „Wir machen das, was gut und vernünftig ist.“ Der
Siemens-Konkurrent General Electric (GE) hat angekündigt, in den kommenden drei
Jahren bis zu 30 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgeben zu wollen.

Autoren:
Thomas Katzensteiner, Telefon: 040 308005-42
Martin Noé, Telefon: 040 308005-54

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