Daimler-Controller soll 50 Millionen Euro abgezweigt haben / Ermittlungen auch gegen künftigen Chef der Werbeagentur Leo Burnett
Dem Automobilkonzern DaimlerChrysler droht offenbar hoher Schaden durch langjährige Scheingeschäfte. Ein Vertriebscontroller hat den Ermittlungen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft zufolge mehr als 50 Millionen Euro veruntreut. Das berichtet das manager magazin in seiner neuesten Ausgabe (Erscheinungstermin: 25. August 2006). Ein Teil der untersuchten Taten ist bereits verjährt.
Die Ermittlungen laufen bereits seit Ende 2005. Anfangs war die Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, der Controller habe lediglich 10 bis 15 Millionen Euro veruntreut. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Seit Ende der 90er Jahre hatte der Controller mehrere eigene Firmen gegründet. Diesen verschaffte er offenbar IT-Aufträge von DaimlerChrysler. Die Firmen hätten aber keine Gegenleistungen erbracht, heißt es in Konzernkreisen. Getarnt haben soll der Vertriebscontroller die Scheinaufträge mithilfe von Zulieferern, die als Generalunternehmer agierten – und die Rechnungen und Zahlungen weiterleiteten.
Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb gegen die Geschäftsführer zweier Zulieferer wegen Beihilfe zur Untreue. Betroffen ist unter anderem Franz-Josef Rensmann. Rensmann war bis vor Kurzem Geschäftsführer der Agentur RMC, einer Schwester des Frankfurter Werbeunternehmens Ogilvy & Mather. Er galt als designierter Nachfolger des Ogilvy-Chefs Lothar Leonhard. Im Frühjahr kündigte Rensmann jedoch überraschend seinen Abschied an. Er wird im September den Vorstandsvorsitz der Agentur Leo Burnett in Frankfurt übernehmen. Rensmann weist die Vorwürfe der Ermittler zurück. Er habe keinen Verdacht schöpfen können.
Mindestens 20 Millionen Euro des vermeintlich veruntreuten Geldes sollen aufgetaucht sein. Der inzwischen gekündigte Controller habe sein Vermögen sehr solide angelegt, heißt es in Kreisen der beteiligten Unternehmen.
Autor: Michael Freitag
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