manager magazin

Unicredit-Chef Profumo rechnet mit Fortdauer der Finanzkrise

Italienische Großbank will sich mit weiteren Zukäufen Zeit lassen

Alessandro Profumo, Vorstandschef der italienischen Großbank Unicredit, rechnet mit einer Fortdauer der derzeitigen Verwerfungen an den Finanzmärkten. »Es handelt sich mit aller Wahrscheinlichkeit nicht um ein kurzfristiges Phänomen«, sagte Profumo dem Hamburger manager magazin (Erscheinungstermin: 24. August 2007). Für seinen Konzern erwartet Profumo allerdings keine tief greifenden Auswirkungen der Krise: »Unsere grundsätzliche Strategie und die Ausrichtung in den Kerngeschäftsfeldern bleiben unberührt.«

Profumo, dessen Geldhaus im Mai dieses Jahres für rund 21 Milliarden Euro den italienischen Konkurrenten Capitalia übernommen hat, will sich mit weiteren Zukäufen Zeit lassen. »Wir gönnen uns erst mal eine Pause, um die jüngsten Übernahmen zu verdauen«, so Profumo gegenüber manager magazin. Der bis vor Kurzem geplante Zusammenschluss mit der französischen Großbank Société Générale sei an unterschiedlichen Firmenkulturen gescheitert. »Unicredit ist über Akquisitionen groß geworden, Société Générale hauptsächlich durch organisches Wachstum. Daraus ein gemeinsames Institut zu formen hätte das Risiko eines Verlusts an Identität bedeutet«, sagte Profumo.

Der deutsche Markt, auf dem Unicredit seit der Übernahme der Münchener HypoVereinsbank (HVB) 2005 aktiv ist, hat für Profumo hohe Priorität. »Ich werde Deutschland weiterhin eine Menge Zeit widmen«, betonte er, »immerhin ist das unser zweitgrößter Markt, auf dem wir auch weiterhin kräftig expandieren wollen.« Übernahmen im deutschen Privatkundengeschäft schließt der Konzernchef allerdings für die nächste Zeit aus: »Erst wenn die Verkaufsorganisation in Deutschland ihre volle Schlagkraft erreicht hat, ist es sinnvoll, das Geschäfts­feld durch Zukäufe zu erweitern.« Die Marke HVB will Profumo erhalten, »wenn auch mit leichten grafischen Anpassungen, um die Zugehörigkeit zur Unicredit-Gruppe zu unterstreichen«.

Den Ärger mit deutschen Kleinaktionären und internationalen Hedgefonds, die Unicredit nach der HVB-Übernahme verklagt haben, sieht Profumo nach eigener Aussage gelassen. »Wir haben die Transaktionen korrekt abgewickelt«, führte er aus. Die von den Klägern bemängelten Verrechnungspreise beim konzerninternen Weiterverkauf wichtiger Assets wie etwa der HVB-Tochter Bank Austria seien »von externen unabhängigen Gutachtern bestätigt« worden.

Autor: Ulric Papendick
Telefon: 040/308005-79


manager magazin
Kommunikation
Ute Miszewski
Telefon: 040/3007-2178
E-Mail: Ute_Miszewski@manager-magazin.de

Weitere Pressemeldungen

Alexandra Zykunov
Die Autorin, Journalistin und Speakerin Alexandra Zykunov wird neue Kolumnistin des SPIEGEL. Ab 9. September schreibt sie wöchentlich in »Was wollt…
Mehr lesen
Roland Nelles
Das Nachrichten­magazin DER SPIEGEL verstärkt seine politische Bericht­erstattung aus Berlin. Roland Nelles, bislang Büro­leiter und…
Mehr lesen