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Unicredit-Chef Profumo: „Nicht die Gehälter einer einzelnen Branche regulieren“

Kritik an geplanten staatlichen Bonusregelnn / Interview mit manager magazin

Vor dem Gipfel der 20 großen Industrienationen, auf dem Fragen zur künftigen
Regulierung der Finanzmärkte und zu den Bonuszahlungen in der Bankenbranche
eine wichtige Rolle spielen sollen, warnt Unicredit-Chef Alessandro Profumo vor
übereilten Beschlüssen. „Ich halte es für einen Fehler, die Gehälter eines
einzelnen Wirtschaftszweiges regulieren zu wollen“, sagte der Vorstandschef der
italienischen Großbank dem manager magazin (Erscheinungstermin: 25. September).

„Der bestbezahlte Firmenchef in Deutschland war im vergangenen Jahr immerhin
kein Banker, sondern ein Automobilmanager“, sagte Profumo unter Anspielung auf
das 77-Millionen-Euro-Gehalt von Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking.
Entscheidend sei zudem „weniger die absolute Höhe der Vergütung als die Frage,
ob sie an nachhaltige Ergebnisse gekoppelt ist“, so Profumo weiter.

Vor allem europäische Politiker haben sich im Vorfeld des G20-Treffens dafür
stark gemacht, die Boni in der Bankenbranche zu reglementieren. Außerdem wollen
die Regierungen künftig verhindern, dass Finanzkonzerne eine nicht mehr
beherrschbare Größe erreichen. Profumo warnte allerdings davor, die Größe einer
Bank an der volkswirtschaftlichen Leistung ihres Heimatlandes zu messen. „Dann
könnte eine Bank zu groß sein für Österreich, aber nicht für Deutschland“,
sagte der Unicredit-Chef. „Noch weiter gedacht: Wenn wir in Europa in unseren
nationalstaatlichen Dimensionen verharren, müssten wir unsere Banken so klein
halten, dass sie irgendwann von größeren ausländischen Konkurrenten übernommen
werden dürften.“

Die jüngste Erholung im Bankgewerbe beurteilt der italienische Topbanker
kritisch: „Die zuletzt hohen Gewinne im Investmentbanking dürften nicht von
Dauer sein.“ Vor allem das Handelsgeschäft werde durch die bereits
angekündigten strengeren Eigenkapitalregeln deutlich weniger attraktiv werden,
so Profumo. „Die Banken stehen vor einem fundamentalen Wandel. Die Branche wird
insgesamt an Gewicht verlieren.“

Profumo wies zugleich Gerüchte über einen Verkauf der deutschen Tochter HVB
zurück. „Ich habe schon vor Jahren versichert, dass wir die HVB nicht verkaufen
wollen. Wir haben es nicht getan und werden es auch in Zukunft nicht tun“,
sagte Profumo. Der Unicredit-Chef bestritt auch, dass es Gespräche mit dem
Freistaat Bayern über ein Zusammengehen des HVB-Filialgeschäfts mit der
Bayerischen Landesbank gebe. „Mir sind keine solchen Avancen bekannt“, sagte
Profumo. „Und selbst wenn ich davon hören sollte, wird das bei mir auf wenig
Gegenliebe stoßen.“ Er werde am deutschen Privatkundengeschäft festhalten.

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Kommunikation
Anja zum Hingst

Telefon: 040/3007-2320
E-Mail: Anja_zum_Hingst@manager-magazin.de

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