Die von der Bundesregierung beschlossenen längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke gefährden aus Sicht der Stadtwerke Milliardeninvestitionen in neue Kraftwerke. Viele Anlagen würden sich nun nicht mehr rechnen. Manche kommunalen Versorger prüfen bereits juristische Schritte.
»Mit dieser Entscheidung sind viele geplante Investitionen infrage gestellt«, sagte der Geschäftsführer der Stadtwerke Lübeck, Kurt Kuhn, gegenüber manager magazin. Kuhn spricht für eine Interessengemeinschaft von 150 kommunalen Versorgern. Diese Unternehmen befürchten, dass es nun eine deutlich geringere Nachfrage für Strom aus ihren zahlreichen geplanten Neubauvorhaben gibt.
Die geplante Laufzeitverlängerung von acht Jahren für alte und 14 Jahre für neuere Meiler werten die Stadtwerke als Wettbewerbsnachteil. »Die Marktmacht der großen Konzerne wird durch die Zusatzgewinne gestärkt«, sagt Kuhn. Sein Unternehmen hat sich beispielsweise an einem Kohlekraftwerk in Lünen beteiligt und ist zudem an der Planung eines Meilers in Krefeld beteiligt. »Solche Projekte sind nun mit einem großen Fragezeichen versehen.«
Auch der Stadtwerke-Zusammenschluss Trianel, der 45 kommunale Versorger vertritt, fühlt sich durch den Beschluss der Bundesregierung übergangen. »Das Papier ist in weiten Teilen klassische Klientelpolitik zugunsten der großen vier Stromkonzerne«, sagte Geschäftsführer Sven Becker zu manager magazin.
Die Zeche zahlen seiner Ansicht nach Stromkunden über höhere Preise. »Nach allem, was bis jetzt bekannt ist, wird Wettbewerb im Erzeugungssektor auf Jahrzehnte verhindert. Zudem werden bereits getätigte Milliardeninvestitionen in hocheffiziente, moderne Kraftwerke entwertet«, erwartet Becker. Als Konsequenz drohe ein Investitionsstau im Kraftwerksbereich.
Die kommunalen Versorger prüfen auch Klagen. »Wenn wir die endgültigen Rahmenbedingungen kennen, entscheiden wir über juristische Schritte, um unsere Investitionen zu schützen«, sagte Stadtwerke-Lübeck-Chef Kuhn. »Wir behalten uns Schadensersatzklagen vor.«
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