Ritter in schweren Rüstungen, blitzende Schwerter, Burgen und Belagerungen – der Krieg im Mittelalter wirkt aus heutiger Sicht unzivilisiert, roh und grausam. Auseinandersetzungen wie die Schlacht auf dem Lechfeld (955), die Kreuzzüge (ab 1095) oder der „Hundertjährige Krieg“ zwischen Frankreich und England (1337 bis 1453) haben sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, nicht zuletzt wegen ihrer Brutalität. Doch auch damals existierten Regeln, denen die bewaffneten Auseinandersetzungen folgten. Und auch damals suchten Menschen nach Frieden und hatten die ständige Gewalt satt. Die neue Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE „Krieg im Mittelalter“ erzählt vom Leben mit dem Krieg in der Zeit zwischen 500 und 1500. Sie erklärt, warum Herrscher ihre Macht und Ehre mit Waffen verteidigen mussten, aus welchen Gründen Kriege ausbrachen und warum Adelige sich als geborene Kämpfer sahen. Aufstiegshungrige Mächtige wie der Welfe Heinrich der Löwe nutzten strategisch mal Kriegszüge und mal Diplomatie, um ihre Ziele zu erreichen. Die Ritter bildeten bald einen eigenen Stand mit eigenen Idealen. Doch warum das Image vom mutigen, tugendhaften Ritter mit der Realität nur wenig zu tun hatte und warum „Ritterburgen“ damals unbekannt waren, erläutert die aktuelle Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE.
Das Heft zeigt, in welch unterschiedlicher Form der Alltag von damals durch Gewalt geprägt war: Adelige führten Fehden, um auf diesem Weg rechtliche Ansprüche durchzusetzen. Söldner agierten wie Schutzgelderpresser, sie drohten mit Terror und ließen erst gegen Geld davon ab. Bürger mussten ihre Städte mit einfachsten Mitteln gegen belagernde Heere verteidigen, wie etwa in Neuss 1474. Und auch Frauen wie Jeanne d’Arc (Johanna von Orléans) zogen unter bestimmten Bedingungen ganz selbstverständlich ins Feld.
Die Waffentechnik entwickelte sich während des Mittelalters enorm – und mit ihr die Rüstungen, welche die Körper der Krieger schützen sollten. Am Ausgang der Epoche beendeten die neuen Schusswaffen das Zeitalter der Ritter und Schwerter.
Im Alltag ist die Gewalt in Europa heute weitgehend gebändigt. Doch der Frieden, auch das macht das Heft deutlich, ist im Vergleich zum Krieg eine junge Errungenschaft.
Die aktuelle Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE „Krieg im Mittelalter. Macht, Ehre, blutige Fehden: Die Zeit des Rittertums“ erscheint heute zum Copypreis von 9,90 Euro.