Der Siemens-Konzern organisiert sein Controllingsystem neu, um künftig
Korruptionsfälle schneller zu entdecken. Wie manager magazin in seiner jüngsten
Ausgabe (Erscheinungstermin: 25. Januar 2008) berichtet, legt der Konzern seine
Unternehmens- und Finanzrevision zusammen. Das Überwachungsorgan arbeitet ab
sofort unter Leitung von Hans Winters (38), einem Experten für das sogenannte
Forensic Accounting, das gezielt nach Missständen sucht.
Die neue Revision überprüft bei sämtlichen Finanztransaktionen, ob die
Compliance-Regeln eingehalten werden. So dürfen etwa Zahlungen nur noch über
Konten abgewickelt werden, die in der Zentrale registriert sind. Noch im Jahr
2006 gab es diese Überwachungsmöglichkeit bei Siemens nicht. „Damals wurden
rund 5000 Konten dezentral geführt“, erklärte Siemens-Finanzchef Joe Kaeser
(50) gegenüber manager magazin. Mittlerweile seien aber sämtliche
Finanzdatenbanken bei Siemens virtuell verbunden. Auffällige Buchungen – etwa
wenn die Rechnungs- und Zahlungsadresse differieren – lösen bei den
Kontrolleuren Alarm aus. Beraterverträge, das bisher gängige Mittel zur
Verteilung von Bestechungsgeldern, müssen in Zukunft von zwei Divisions-
beziehungsweise Regionalchefs und dem Chief Compliance Officer Andreas Pohlmann
(50) gegengezeichnet werden. „So kann keiner mehr behaupten, nichts gewusst zu
haben“, konstatierte Kaeser.
Um in Zukunft sämtliche Mitarbeiter zur Einhaltung der Compliance-Regeln zu
motivieren, integriert Siemens-Personalchef Siegfried Russwurm (44) das Thema
Compliance auch in die Bewertungs- und Entlohnungssysteme des Konzerns. Zu den
Maßnahmen der Personalabteilung zählen auch Sanktionen. So wird es bei
minderschweren Verstößen gegen das Regelwerk Abzüge bei der variablen Vergütung
geben.
Autorin: Eva Müller
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