DER SPIEGEL

Schleichwerbung: Medienforscher klagt über Systemfehler

Lutz Hachmeister: Niedrige Honorare zwingen TV-Produzenten zu Product Placement / Plädoyer für werbefreie ARD und ZDF

Der Medienforscher Lutz Hachmeister hält die aktuelle Debatte um die Schleichwerbungsaffäre der ARD für falsch geführt. »Natürlich müssen Fälle von Korruption und tarifähnlichem Product Placement aufgeklärt werden«, sagt Hachmeister im Interview mit SPIEGEL ONLINE. »Die Wirkung des Product Placements an sich auf die Gesellschaft halte ich jedenfalls für kaum messbar, so gering dürfte sie sein. Die Gefahr liegt eher darin, dass dieses Vorgehen irgendwann zur Regel wird und dann die Produzenten und Herstellungsleiter, die das nicht mitmachen, als rückständig gelten.«

Nach Ansicht Hachmeisters, der selbst als TV-Produzent tätig ist (»Das Goebbels-Experiment«) werden Autoren von Dokumentationen oder Fernsehspielen »noch nach Tarifen aus den siebziger Jahren bezahlt«. Kaum jemand könne davon ein auskömmliches Leben bestreiten. »Die Sender wissen das und zwingen die Produzenten fast dazu, sich andere Geldquellen zu erschließen. So kommt es dann auch zu Schleichwerbung mit System. Wenn wir das stoppen wollen, brauchen wir eine Debatte über das Verhältnis zwischen Sendern und Produzenten.«

Hachmeister plädiert dafür, die öffentlich-rechtlichen Sender komplett werbefrei zu halten. Das würde seiner Einschätzung nach zur Folge haben, »dass die Privaten qualitativ zulegen müssen, um weiterhin attraktiv zu sein für viele Markenartikler, die eigentlich lieber im öffentlich-rechtlichen Umfeld werben«. Das würde der deutschen TV-Szene gut tun. »Die Programmqualität und -vielfalt ließe sich dadurch sicherlich steigern.«

Der vollständige Text ist unter www.spiegel.de abrufbar.

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