"Manchmal ist Text die schlechteste Form, eine Geschichte zu erzählen", so Bell. Bei Vox-Media haben sie deshalb 35 weitere Formen entwickelt, um Nachrichten nicht nur zu vermelden, sondern zu vermitteln. 160 Millionen Menschen nutzen die Seiten des 2011 gegründeten Unternehmens Vox-Media, es wird inzwischen mit 700 Millionen Dollar bewertet.
Fast 250 junge Journalisten, Mediengestalter, Programmierer, Blogger oder Studierende verfolgten in der SPIEGEL-Kantine und den Konferenzräumen die Vorträge und Workshops von Bell und 30 weiteren Referenten. "Es freut uns sehr, dass wir die Zahl der Interessenten zum vergangenen Jahr quasi verdoppelt haben", sagt Janko Tietz, CvD bei SPIEGEL ONLINE und Mit-Organisator der Konferenz. "Wenn wir relevant bleiben wollen, müssen wir uns den Diskussionen im Internet stellen", sagte SPIEGEL-ONLINE-Geschäftsführerin Katharina Borchert. Auf der Hauptbühne traten neben Bell auch Joyce Rice von Symbolia auf, die an Journalisten appellierte, mehr "mit Leuten aus anderen Bereichen zusammenzuarbeiten". Auch Watson.ch-Gründer Hansi Voigt warb für eine Horizonterweiterung. "IT ist für mich ein substanzieller Bestandteil der Redaktionsentwicklung." Nishant Shah, Director am Centre for Internet and Society in Bangalore, berichtete in einem äußerst unterhaltsamen Vortrag von seinen Erfahrungen mit Innovationen. "Als ich jünger war habe ich mit Freunden aus der Bibliothek ein 200-Seiten-Buch mit erotischem Inhalt transkribiert. Das machte dann die Runde, und jeder fügte dem Skript seine Sicht auf Erotik hinzu. Am Ende waren es 1000 Seiten - und ein neues Werk", so Shah. "Daran sieht man: Innovationen kann man nicht verordnen, sie passieren einfach aus Lust."
Rasmus Nielsen vom Reuters Institute for the Study of Journalism präsentierte den neuen Reuters-Report, dämpfte die Euphorie in Sachen Paid Content (nur rund ein Viertel der Nutzer sei bereit, für Inhalte zu bezahlen) und warnte vor intransparentem Native Advertising: "Der loyale Leser will nicht gerne ausgetrickst werden."
Bei einem Panel zum Thema Medienethik im digitalen Zeitalter trat zum ersten Mal seit seinem gewonnenen Gerichtsprozess der Filmproduzent und Wulff-Vertraute David Groenewold öffentlich auf. "Mein Leben wurde zerstört und ich beginne, es Schritt für Schritt wieder aufzubauen." Er sei zu Unrecht verdächtigt worden und allein die eigene Verteidigung sei "ein Full-Time-Job gewesen. Ich bin zu nichts anderem mehr gekommen". SPIEGEL-Reporter Jürgen Dahlkamp entgegnete, dass Verdachtsberichterstattung notwendig sei, sonst würden viele Skandale niemals aufgedeckt. "Einer muss anfangen. Wir schreiben nur über Fakten und nicht über Dinge, die wir uns nur gut vorstellen können", so Dahlkamp. SPIEGEL-ONLINE-Vizechefin Barbara Hans plädierte zu mehr Selbstreflexion bei Journalisten.
Zum Abschluss des Tages durften vier junge Start-ups ihre Projekte vor Publikum und Jury pitchen. Sieger wurde Paul Bekedorf mit seiner App audioguide.me. Sandra Roggow von kitchennerds.de gewann ein spontan ausgelobtes Mediabudget bei SPIEGEL ONLINE.
Der Tag wurde moderiert von der früheren "Klub-Konkret"-Reporterin Eva Schulz und ganztägig per Stream auf SPIEGEL ONLINE und dem Partner dbate übertragen. Der Hashtag #VID15 war am Samstag trotz des Konvents der SPD oder des Hurricane Festivals zwischenzeitlich Nr.1-Trend bei Twitter. 35 Prozent der Referenten des Vocer Innovation Days beim SPIEGEL seien im Übrigen Frauen gewesen, stellte der Verein Pro Quote lobend fest.
Informationen unter: www.vocer.org/vocer-innovation-day/
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