DER SPIEGEL

Rotes Kreuz verteidigt Verschwiegenheit über Folterpraxis im Irak

„Unsere Diskretion schützt Menschenleben“ / Berichte gingen direkt an den US-Verwalter im Irak Paul Bremer

Berlin, 12. Mai 2004 – Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat sich dafür verteidigt, die seit April 2003 vorliegenden Informationen über Folterungen irakischer Gefangener durch Soldaten der Koalitionstruppen nicht öffentlich gemacht zu haben. „Unsere Diskretion schützt Menschenleben“, sagte IKRK-Sprecher Roland Huguenin-Benjamin im Interview mit SPIEGEL ONLINE. „Seit vielen Jahren profitieren eine halbe Million Menschen pro Jahr in über 70 Ländern dieser Welt von unserer Verschwiegenheit.“ Viele Regierungen würden dem IKRK den Zugang zu Gefangenen nur erlauben, weil sie sich darauf verlassen könnten, dass das IKRK seine Kenntnisse nicht an die Öffentlichkeit trage.

Huguenin-Benjamin bestätigte, dass das IKRK seit April 2003 von Misshandlungen im Irak wusste: „Wir haben sofort gesehen, dass die Menschen systematisch psychisch und körperlich erniedrigt wurden.“ Diese Erkenntnisse seien unmittelbar nach den Besuchen des IKRK an die zuständigen Stellen weitergegeben worden. „Wir haben die Berichte Paul Bremer, dem US-Verwalter im Irak, persönlich gegeben“, sagte Huguenin-Benjamin. „Ich finde es sehr bedauerlich, wenn diese Berichte nicht auf die richtigen Tische gelangen.“

Der IKRK-Sprecher kritisierte außerdem die Praxis einiger westlicher Staaten, im Zuge der Terrorismusbekämpfung Menschen zu entführen und in demokratisch nicht legitimierten Staaten verhören zu lassen. „Es gibt Fälle, wo Leute verhaftet werden und auf Anordnung und im Auftrag westlicher Dienste in anderen Ländern gefangen gehalten werden“, sagte Huguenin-Benjamin. Dies sei eine „große und neue Sorge des IKRK“.

Der vollständige Text ist unter www.spiegel.de abrufbar.

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