Linde-Chef sieht Großaktionäre hinter sich / Kritik an Korruptionsfällen in der Wirtschaft
Linde-Vorstandschef Wolfgang Reitzle will eine Fusion oder Zerschlagung des Wiesbadenener Mischkonzerns mit allen Mitteln verhindern. »Die Leute, die Linde zerschlagen sehen wollen, möchten an einem Tag 30 Prozent oder mehr mit uns verdienen. Das ist doch kein unternehmerisches Konzept«, sagte Reitzle dem manager magazin (Erscheinungstermin: 26. August 2005). Um die Profitabilität und die Börsen-Performance weiter zu steigern strebe der Dax-Konzern eine jährliche Steigerung des Unternehmenswertes zwischen sechs und acht Prozent an. »Ich sehe meine Aufgabe darin, nachhaltig Werte zu schaffen.«
Gerüchte über eine Fusion mit dem britischen Gasehersteller BOC wies Reitzle zurück. Zwar gebe es tatsächlich Gespräche mit dem Mitbewerber, jedoch nur über eine bereits bestehende Partnerschaft im Anlagenbau, nicht über eine Fusion. Reitzle sagte, er verfüge über die Unterstützung der drei Großaktionäre Allianz, Deutsche Bank und Commerzbank, die gemeinsam 32 Prozent an Linde halten. »Sie sehen, dass unser Kurs steigt, und vertrauen darauf, dass das so weitergeht.«
Reitzle äußerte sich kritisch zu den aktuellen Korruptionsfällen bei Mercedes-Benz und VW. »Schlimm an den Skandalen ist, dass der Ruf eines ganzen Berufsstandes beschädigt wird«, sagte er gegenüber mm. Dabei lasse sich gesetzwidriges und unmoralisches Verhalten in der Wirtschaft durch vorbildhafte Führung »sehr wohl verhindern«. Reitzle beklagte die zunehmende Gier auch unter Managern. »Nichts ist schlimmer, als wenn Leistung und Belohnung in einem entkoppelten Verhältnis stehen. Das muss aufhören.«
Autor: Martin Noé
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