Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hält die ungleiche Vermögensverteilung in den USA zunehmend für ein Wachstumshemmnis. "Wir haben uns so weit vom gesellschaftlichen Optimum entfernt, dass weniger Ungleichheit unserer Wirtschaft guttun würde. Das ist wirklich offensichtlich", sagte Stiglitz im Interview in der neuen Ausgabe von manager magazin (Erscheinungstag: 7. Oktober 2014).
Die ungleiche Wohlstandsverteilung in den USA führt Stiglitz’ Analyse zufolge bereits zu einer sozialen Spaltung: "Wenn es weiterhin so schlecht läuft, werden große Teile der Bevölkerung irgendwann vom wirtschaftlichen und sozialen Leben ausgeschlossen sein. Die Anfänge lassen sich bereits beobachten."
Deshalb hält Stiglitz das Gesellschaftsmodell Amerikas für gescheitert: "Wir sind schon lange kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten mehr." Der "Kapitalismus nach amerikanischem Modell" habe "versagt".
Grundsätzlich stimmt Stiglitz seinem französischen Kollegen Thomas Piketty zu, der in dem viel beachteten Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" die These vertritt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in vielen westlichen Gesellschaften tendenziell immer stärker zunimmt. Im Unterschied zu Piketty halte er diesen Trend allerdings nicht für unumkehrbar, sagte Stiglitz: "Es gibt viele Hebel, angefangen bei einer stärkeren Regulierung der Finanzbranche über ein gerechteres Steuersystem bis hin zu einer konsequenteren Wettbewerbspolitik und einem sozialen Netz, das diesen Namen verdient."
Autor: Ulric Papendick
Telefon: 040 30800579
manager magazin
Kommunikation
Stefanie Jockers
Telefon: 040 3007-3036
E-Mail: stefanie_jockers@manager-magazin.de