US-Staatsdefizit nach Einschätzung des Ökonoms langfristig „nicht mehr zu kontrollieren“ / Drohender Staatsbankrott
– Der Nobelpreisträger George A. Akerlof hat die Neuverschuldung der US-Regierung als eine „Form der Plünderung“ verurteilt. Die Bush-Administration habe durch Steuersenkungen zu Gunsten Wohlhabender und Ausgaben für Kriege ein Staatsdefizit geschaffen, das langfristig „nicht mehr zu kontrollieren“ sei, sagte der Ökonom im Interview mit SPIEGEL ONLINE.
Akerlof warf der Regierung vor, dem amerikanischen Volk „nicht die Wahrheit“ über das Defizit zu sagen. Die Budgetnot werde sich ab etwa 2010 noch verschärfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und die öffentlichen Haushalte weiter belasten. Akerlof will dann die „Gefahr eines Staatsbankrotts“ der USA nicht mehr ausschließen. Um ihn zu vermeiden, würden Sozialprogramme wie Social Security, Medicare und Medicaid voraussichtlich gravierend beschnitten, was abermals zu Lasten der Armen und Alten gehen würde.
Akerlof sagte, er halte die Regierung Bush für „die schlimmste in der mehr als 200-jährigen Geschichte der USA“. Sie habe nicht nur in der Sozial- und Wirtschaftspolitik, sondern auch in der Umwelt- und Außenpolitik „außerordentlich unverantwortlich gehandelt“. Akerlof sieht die Zeit für Proteste und „zivilen Ungehorsam“ gekommen.
Akerlof war 2001 zusammen mit Joseph Stiglitz und Michael Spence mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet worden. Er lehrt Economics an der University of California in Berkeley.
Das vollständige Interview ist in deutscher und englischer Sprache unter www.spiegel.de abrufbar.
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