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New Scientist: Ramsauer drängt EU-Kommission zu Aufschub für Automobilbranche

Das Bundesverkehrsministerium drängt die EU-Kommission, die Richtlinie zum Ersatz des klimaschädlichen Kältemittels Tetrafluorethan um ein halbes Jahr auszusetzen.

Das berichtet das in Hamburg erscheinende Wissensmagazin New Scientist in seiner aktuellen Ausgabe (Erscheinungstermin: Freitag, 11. Januar).

Wie das Magazin aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, verlangte das Haus von Minister Peter Ramsauer (CSU) kurz vor Weihnachten in dem dafür vorgesehenen Gremium, dem Komitologieausschuss der Europäischen Kommission, eine Verlängerung der Duldungsphase. Das Ministerium hat das dem Magazin gegenüber inzwischen bestätigt.

Auslöser der Kontroverse ist EU-Richtlinie 2006/40/EG. Sie verlangt indirekt, das alte, besonders klimaschädliche Kältemittel Tetrafluorethan (R134a) seit dem 1. Januar 2013 nicht mehr in Klimaanlagen abzufüllen. Betroffen von der Richtlinie sind Klimaanlagen in Automodellen, die ab Anfang 2011 ihre Typenzulassung erhalten haben.

Ersatz für das klimaschädliche Tetrafluorethan soll der flourhaltige Stoff R1234yf sein, wie die Autobranche bereits vor Jahren beschloss. Sein Treibhauspotential ist um ein Vielfaches geringer als das des alten Kältemittels.

Doch Tests, die der Autohersteller Daimler im September durchführte, offenbarten Sicherheitsrisiken. So kann sich die Fluorverbindung nach einem Crash an heißen Bauteilen im Motorraum entzünden – und dabei ätzendes Flusssäure-Gas freisetzen. Der Hersteller gibt an, deshalb das alte Mittel weiter einsetzen zu wollen.

"Ein solcher Praxistest wurde viel zu spät durchgeführt", sagte Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe, dem New Scientist. Dass R1234yf bei einem Brand ätzendes Gas bilde, sei seit Jahrzehnten bekannt.

Der ADAC sieht eine langfristige Lösung für das Problem in Klimaanlagen, die mit Kohlendioxid als Kältemittel arbeiten. Diese Technik ist zwar seit längerem bekannt, benötigt aber Experten zufolge noch einige Jahre bis zur Marktreife.

Für Rückfragen: Denis Dilba
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E-Mail: denis_dilba@new-scientist.de

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