Ehemaliger Deutschland-Chef von Universal Music im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE
„Als die Techno-Welle ihren Höhepunkt erreichte, habe ich die eine oder andere Sache gemacht, auf die ich im Nachhinein nicht wirklich stolz bin. Ich war wie alle bei Motor vom ungeheueren Erfolg angefixt, man taumelte von Goldverleihung zu Goldverleihung und ließ inhaltlich auch banale Platten zu“, sagt Tim Renner ganz selbstkritisch im Interview mit SPIEGEL ONLINE. Der einst jüngste Plattenmanager Deutschlands hatte im Januar seinen Job als Deutschland-Chef des Musikkonzern Universal aufgegeben und kehrt nun – pünktlich zum Beginn der ersten Musikmesse Popkomm in Berlin – mit einem Buch und dem geplanten Radiosender Motor FM zurück.
In seinem Buch „Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm" entwirft Renner, 39, das Bild einer gescheiterten Musikindustrie, die sich am Konsumenten versündigt hat. Er selbst habe sich zum Schluss als Universal-Chef „kaum noch durchsetzen" können, sagt er gegenüber SPIEGEL ONLINE. „Das war sehr frustrierend. Man mag Titel wie ‚Computerliebe‘ von Das Modul als Kulturverbrechen sehen, aber wenigstens habe ich das freiwillig begangen. Bei der Fusion blieb mir nur übrig, umzusetzen, was auf anderen Schreibtischen ausbaldowert wurde. Ich agierte fremdgesteuert."
Die großen globalen Konzerne hätten laut Renner in der veränderten Musikbranche nur noch eine Funktion, „die Durchsetzung von internationalen Künstlern dank eines global aufeinander abgestimmten Netzwerkes. Madonna und Robbie Williams müssen auf einen Schlag stimmig vermarktet werden. Das kann ein Independent-Netzwerk nie bieten."
Der darbenden Musikindustrie rät Renner, sich zunächst auf den Absatz zu konzen-trieren: „Beschäftige dich damit, wie du Konsum generieren kannst! Je besser deine illegale Konkurrenz im Netz, desto besser musst du sein!"
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