manager magazin

Misstrauen gegenüber Deutschland steigt

mm-Interview mit Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchner Ifo-Instituts

Der Kursauftrieb an den Börsen wird nach Ansicht des Ökonomen Hans-Werner Sinn nicht von Dauer sein. „Einen Aufschwung wie in den 90er Jahren dürfte es nicht geben“, sagte der Präsident des Münchener Ifo Instituts der Zeitschrift manager magazin (Erscheinungstermin: 19. September 2003). „Immer noch bestehen schwere Ungleichgewichte, die Rückschläge auslösen können. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass sich Wirtschaft und Kapitalmärkte im Stop-and-go-Rhythmus bewegen.“

Insbesondere für die USA hält Sinn einen „Kursverfall“ für wahrscheinlich. Gemessen an den Unternehmensgewinnen seien amerikanische Aktien inzwischen wieder sehr teuer. „Die Notierungen liegen weit über dem Durchschnitt der vergangenen 120 Jahre. Es wäre absonderlich, wenn die Amerikaner das derzeitige Niveau halten könnten“, so Sinn.

Deutsche Aktien hingegen sind aus Sicht des Ifo-Chefs „korrekt bewertet“. Im internationalen Vergleich seien sie derzeit recht billig. Den Grund für diese deutsche Sonderentwicklung sieht Sinn in der Unsicherheit über die Politik. Die Anleger misstrauten deutschen Papieren, weil der künftige Kurs der deutschen Wirtschaft völlig unklar sei. Sinn: „Diese Zweifel werden erst überwunden, wenn es wirklich eine Strukturreform gibt, die diesen Namen auch verdient. Da sind wir noch nicht. Im Moment verbreitet sich das Misstrauen gegenüber Deutschland weiter auf der ganzen Welt.“

Autor: Henrik Müller
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