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Middelhoff wirft Karstadt-Eigentümer Berggruen Versagen vor

Ex-Arcandor-Chef fordert im manager magazin finanziellen Beitrag des Gesellschafters - der Investor habe "in vielerlei Hinsicht enttäuscht"

Der ehemalige Chef des Handelskonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, hat den Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen heftig kritisiert. "Ich glaube, dass alle diejenigen, die Berggruen mit lautem Hurra begrüßt haben, inzwischen erkennen, dass dies ein großer Fehler war", sagte Middelhoff in einem Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstermin: 19. Juli). Berggruen habe die Mitarbeiter, deren Vertrauen er anfangs gewonnen hatte, "in vielerlei Hinsicht enttäuscht". Middelhoff forderte den Alleingesellschafter auf, endlich eigenes Geld in das Unternehmen zu stecken. Berggruens Berater und „vor allem seine politischen Freunde in Berlin" müssten ihm klarmachen, dass er einen finanziellen Beitrag erbringen müsse. Berggruen habe offenbar bei der Übernahme von Karstadt vor drei Jahren das Reputationsrisiko völlig unterschätzt. "Wie kann man als Stifter und Wohltäter international glaubwürdig agieren, wenn man nicht versucht, ein Unternehmen von der Bedeutung Karstadts mit allen Mitteln zu retten?", äußerte Middelhoff. Dass Berggruen über die Markenrechte an Karstadt jedes Jahr neun bis zehn Millionen Euro aus dem Unternehmen ziehe, sei „schwer zu ertragen - vor allem vor dem Hintergrund dessen, was die Mitarbeiter an Lohnverzicht einbringen".

Auch operativ seien bei Karstadt in Berggruens Ära viele Fehler gemacht worden. Es sei "eine sehr mutige Entscheidung" gewesen, mit dem Engländer Andrew Jennings „einen der deutschen Sprache nicht mächtigen Manager an die Spitze des urdeutschen Unternehmens Karstadt zu setzen", sagte Middelhoff dem manager magazin. Der Brite habe massiv „in das Herzstück des gesamten Sortiments, das Textilgeschäft, eingegriffen". Der klassische Karstadt-Kunde sei sehr markentreu, das sei missachtet worden. Bekannte Marken seien ersetzt worden durch Labels, die den deutschen Konsumenten unbekannt waren, zum Teil regelrechte Billigware. Middelhoff sagte, er könne "bislang keine schlüssigen Konzepte erkennen, mit denen die negative Umsatzentwicklung gestoppt werden könnte". Die kürzlich von Berggruen gemachte Aussage, er habe "nicht gewusst, wie krank Karstadt wirklich war", sei „vor dem Hintergrund seiner hohen Professionalität als Investor kaum glaubhaft".

Middelhoff äußerte in dem Interview die Überzeugung, dass das Warenhaus in Deutschland nur durch einen Zusammenschluss der beiden Wettbewerber Karstadt und Kaufhof eine erfolgreiche Zukunft haben könne: "Spätestens nach der Insolvenz von Karstadt hätte man beide Warenhausunternehmen zusammenführen müssen."

Autor: Sören Jensen
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