McKinsey-Deutschland-Chef Mattern entwirft im mm-Interview eine neue
Finanzmarktordnung
Zwar habe die Politik im Herbst „den ganz
großen Knall“ verhindert, so Mattern, „das sollten wir lobend anerkennen“,
„aber die Finanzkrise wird weitere Runden drehen.“ Die Rezession habe sich in
den Bankbilanzen noch gar nicht niedergeschlagen. „Dass Firmenkredite ausfallen
und abgeschrieben werden müssen, das kommt erst noch“, sagt Mattern gegenüber
mm: „Ich fürchte, dann werden die Eigentümer noch mal nachlegen müssen.“ Das
gelte auch für den Staat. Mattern hält das vom Staat eingebrachte
hochverzinsliche Hybridkapital für keine tragfähige Struktur für die Banken.
Der Staat werde Teile davon umwandeln müssen „in ganz normales
Aktionärskapital“. Mattern: „Wir sollten froh sein um jede Bank, der es am Ende
gelingt, den Steuerzahler nicht in Anspruch zu nehmen.“ Deutlich spricht sich
der Finanzexperte für die Gründung sogenannter Bad Banks aus, die den Banken
ihre faulen Wertpapiere abnehmen: „Die brauchen wir mit Sicherheit.“
Der Consultant prophezeit für Deutschland nach der Krise eine komplett neue
Finanzmarktordnung. „Die Finanzmärkte wird man nicht wiedererkennen.“ Der Staat
werde als Regulierer „eine viel aktivere Rolle“ spielen. Es würde wieder
regionale, zum Teil nationale Kapital- und Bankenmärkte geben. Und die Banken
müssten ihre Geschäftsmodelle völlig neu ausrichten: Systemrelevante, staatlich
gestützte Institute würden sich auf das Kundengeschäft konzentrieren.
Hochspekulative Eigenhandelsgeschäfte hingegen würden in Fonds oder andere
Investmentvehikel verlagert, bei denen nur die Investoren mit ihrem Kapital
hafteten.
Als eine Folge dieses Strukturwandels sieht Mattern vor allem in Deutschland
Probleme für die Großindustrie: Es gebe nur wenige deutsche Banken, die der
weltweit tätigen Industrie als Finanzpartner noch zur Seite stehen könnten.
Internationale Banken, die diese Funktion bislang erfüllten, würden sich –
Mattern zufolge – stärker auf ihre Heimatmärkte konzentrieren, „auch unter dem
Einfluss ihrer neuen staatlichen Eigentümer“.
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Hamburg, 19. März 2009
manager magazin
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