Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat die Vermögenden im Land aufgerufen, angesichts von Flüchtlingskrise und wachsender sozialer Spaltung mehr gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen: „Geld ist nicht Herr. Eigentum bedeutet vor allem eine Verpflichtung für das Allgemeinwohl.“ Das sagte Woelki in einem Interview, das das manager magazin in seiner neuen Ausgabe veröffentlicht, die am 5. Oktober erscheint.
Der Kirchenmanager beklagt, dass sich in Deutschland eine „Entsolidarisierung“ breitmache: „Viele leben zunehmend selbstbezogen und schauen nur auf den eigenen Gewinn.“ Aber wo die Schere zwischen Reich und Arm auseinanderklaffe, „klaffen auch die Lebenswelten auseinander, und die soziale Mobilität geht verloren“. Woelki sieht den sozialen Zusammenhalt im Land gefährdet: „Wir brauchen sozialen Ausgleich – heute vielleicht mehr als je zuvor.“
Damit der Staat allen Bürgern die nötige Teilhabe ermöglichen könne, fordert Woelki, die Vermögensteuer wiedereinzuführen und den Spitzensteuersatz „moderat“ anzuheben. Auch bei der umstrittenen Erbschaftsteuer sollten „weniger Ausnahmen zugelassen“ werden, sagte Kölns Erzbischof.
Auch Topmanager hält der Kardinal für mitverantwortlich für die soziale Krise im Land. Unternehmen wie Volkswagen oder die Deutsche Bank, die Kunden oder Aufseher betrogen hätten, um mehr Gewinn zu machen, unterhöhlen in Woelkis Augen das soziale Gefüge: „Natürlich wird dadurch eine Vertrauenskrise angefacht. Und natürlich spielt man mit solchen Verhaltensweisen Populisten, ob sie rechts oder links stehen, in die Hände.“
Woelki (60) ist seit zwei Jahren Erzbischof von Köln. Mit gut zwei Millionen Katholiken ist sein Bistum das größte Deutschlands. Nach eigenen Angaben verfügt das Erzbistum Köln über ein Vermögen von 3,4 Milliarden Euro, das vor allem aus Wertpapieren und Immobilien besteht.
Autor: Christoph Neßhöver
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