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manager magazin Online: HWWI-Chef Straubhaar: Auswanderungswelle gehört »ganz oben auf die politische Agenda«

»Wünsche mir klare Botschaft: Minderheiten aller Länder – kommt nach Deutschland!«

Die Bundesregierung trägt Mitschuld an der derzeitigen Auswanderungswelle. Diese Ansicht vertritt der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, in einem Interview mit manager-magazin.de. »Migrationsfragen sind ein Spiegel der deutschen Strukturprobleme.« Wenn die Bundesrepublik nicht als Wohn- und Arbeitsstandort attraktiver werde, »werden sich die Probleme dieses Landes in einer Weise zuspitzen, wie sich das heute kaum jemand vorstellen kann«. Deshalb gehöre »das Thema Migration ganz oben auf die politische Agenda«.

Im vorigen Jahr haben nach Schätzungen so viele Deutsche die Bundesrepublik verlassen wie noch nie. In den ersten drei Quartalen 2005 siedelten Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge abermals 8 Prozent mehr Bundesbürger ins Ausland über als im Vorjahreszeitraum. Zugleich ist die Zahl der Einwanderer in den vergangenen Jahren deutlich unter ihren langfristigen Durchschnitt gesunken. Diese Entwicklungen sind nach Straubhaars Meinung Alarmsignale: »Es gelingt der deutschen Gesellschaft immer schlechter, hoch qualifizierte, leistungsfähige Menschen an sich zu binden.«

Der Hamburger Professor fordert die Große Koalition zu unverzüglichem Handeln auf. »Die Bundesregierung sollte so schnell wie möglich das Einwanderungsgesetz wieder auf die Tagesordnung setzen.« Ursprünglich war in dem Gesetz ein Punktesystem vorgesehen, wonach Einwanderer nach bestimmten Kriterien ausgewählt werden sollten. Diese Regelung war in den Verhandlungen zwischen der damaligen rot-grünen Regierung und den oppositionellen Unionsparteien gestrichen worden. Weiterhin verlangt Straubhaar eine sofortige Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts für Bürger aus osteuropäischen EU-Staaten.

Um die ansteigende Abwanderung von Deutschen ins Ausland einzudämmen, schlägt der HWWI-Direktor eine »Passgebühr« vor: »Solange jemand zwar im Ausland lebt, aber nach wie vor deutscher Staatsbürger ist, genießt er den Schutz seines Heimatstaates, insbesondere wenn er in eine Notlage gerät. Er kann jederzeit zurückkehren. Dafür soll er ruhig in die deutsche Staatskasse einen Beitrag abführen – zum Beispiel in Form einer jährlichen Passgebühr für deutsche Staatsbürger im Ausland.«

Entscheidend sei aber ein Mentalitätswandel. Zuwanderung werde hier zu Lande vor allem als Bedrohung, nicht als Chance verstanden. »Deutschland sollte die bedrängten Minderheiten aller Länder einladen, hier zu leben, zu arbeiten, Kinder großzuziehen«, sagte Straubhaar. In diesem Zusammenhang nannte er das Beispiel jüdischer Zuwanderer aus Osteuropa. »Ich würde mir wünschen, dass diese Gesellschaft die klare Botschaft ausspricht: Minderheiten aller Länder – kommt nach Deutschland!«

Die Bundesbürger sollten nach Straubhaars Ansicht aus der derzeitigen WM-Stimmung Lehren ziehen: Die »Deutschen zeigen sich als gute Gastgeber für Fußballfans aus der ganzen Welt. Diese Offenheit gegenüber Fremden würde ich mir auch im Alltag und in der Zuwanderungspolitik wünschen.«

Der vollständige Text ist abrufbar unter:
manager-magazin.de

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