Oliver Samwer (46), der Gründer und CEO der Start-up-Holding Rocket Internet, hält den Führungsanspruch der deutschen Industrie im Zeitalter der Digitalisierung für „eine Illusion“, sagte er dem manager magazin (Erscheinungstermin: 24. August). Bei Zukunftstechnologien wie der künstlichen Intelligenz (KI) oder dem autonomen Fahren sieht der Investor US-amerikanische oder chinesische Unternehmen vorne. „Von deren Entschlossenheit können wir einiges lernen“, sagte er.
Samwer betonte, dass sich in Deutschland vieles „radikal ändern“ müsse. Um nicht weiter abgehängt zu werden, seien bisherige Bemühungen nicht ambitioniert genug. So kritisierte er die KI-Strategie der Bundesregierung als „halbgare Initiative“, es fehle ein „echter Masterplan“ bis 2025 oder 2030, der „Geld, Technologie und Daten“ zusammenführe.
Samwer regte etwa an, anonymisierte Patientendaten grundsätzlich für die Öffentlichkeit freizugeben. Das deutsche Bedürfnis nach Datenschutz stehe KI-Innovationen im Weg. „Das dauert alles viel zu lange hier“, monierte Samwer.
Mit Rocket Internet und seinen Fonds investiert Samwer mittlerweile auch in den USA oder in China. Man schaue sich „heute viel breiter um als früher“, sagte Samwer. Er betonte, dass Rocket trotz schwacher Kursentwicklung keine neue Börsenstory brauche. „Die eine große neue Idee“ gebe es für Rocket nicht, sagte Samwer, „aber ich bin jeden Tag auf der Suche.“
Autor: Philipp Alvares de Souza Soares
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