Dem Hamburger Fintech-Start-up Kreditech drohen ein deutlich abgeschwächtes Wachstum und hohe Verluste. Dies geht aus Dokumenten hervor, die manager magazin vorliegen. Demnach soll Kreditech, das vor allem hoch verzinste Kleinkredite vertreibt, in den fünf Monaten bis Mai 2015 rund 17,6 Millionen Euro erlöst haben, vor Steuern soll ein Verlust von 10,6 Millionen geblieben sein. Allein 9,1 Millionen Euro stecken in ausfallgefährdeten Krediten ("loan impairments"). Für das Gesamtjahr 2015 sei das Unternehmen in internen Prognosen von einem Umsatz von rund 58 Millionen Euro bei 33,9 Millionen Euro Verlust ausgegangen, berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe (Erscheinungstermin: 24. Juli).
Das einst steile Wachstum der Kreditvergabe ist den Dokumenten zufolge ab Oktober 2014 eingebrochen und hat sich bis April 2015 nicht erholt. Auffällig ist auch die Abhängigkeit von den umstrittenen Mikrokrediten (payday-loans), die Kreditech über Tochtergesellschaften etwa in Polen und Spanien vertreibt. Die Mikrokredite sollen noch im Mai zwei Drittel des ausgegebenen Kapitals ausgemacht haben – dabei hat das Start-up angekündigt, ab Januar 2016 auf die ethisch fragwürdigen Darlehen zu verzichten und beispielsweise mit niedriger verzinsten Ratenkrediten Geld zu verdienen.
Das Unternehmen, das sich im Deutsche Börse Venture Network auf einen IPO vorbereitet, teilte auf Anfrage mit, dass es „interne Geschäftszahlen nicht öffentlich kommentieren“ wolle, mehrere Zahlen aber falsch seien.
Auch Kreditechs Suche nach neuen Geldgebern verzögert sich, weswegen Investoren bereits mit Brückenfinanzierungen ausgeholfen haben. Ursprünglich wollte das Start-up bereits im Frühjahr über 100 Millionen Euro frisches Kapital eingeworben haben.
Autor: Philipp Alvares de Souza Soares
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