Bei der Deutschen Post DHL bahnt sich ein tariflicher Großkonflikt in der Brief-Sparte mit ihren rund 150 000 Beschäftigten an, hauptsächlich Post- und Paketboten. Nach Informationen des manager magazins haben die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Anfang Juli geschlossen gegen die Vertragsverlängerung für den zuständigen Vorstand Jürgen Gerdes gestimmt. Damit entstand in dem Kontrollgremium ein Patt von zehn Stimmen der Vertreter der Kapitalseite gegen zehn Stimmen der Vertreter der Arbeitnehmer. Erst das für solche Fälle vorgesehene Doppelstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden Wulf von Schimmelmann rettete Gerdes’ Vertragsverlängerung um fünf Jahre, berichtet das manager magazin in seiner am Freitag (18. Juli) erscheinenden Ausgabe. Gerdes’ Vertrag wäre sonst im kommenden Jahr ausgelaufen.
Ein solch offener und bis zur Eskalation ausgetragener Konflikt ist in deutschen Großkonzernen äußerst ungewöhnlich – auch weil er eine Schwächung des betroffenen Vorstands bedeutet. Normalerweise streben die Beteiligten daher im Vorfeld von Abstimmungen eine Einigung an.
Der Widerstand der Arbeitnehmer gegen Gerdes hängt nach Informationen des manager magazins unmittelbar mit den neuen Ergebniszielen für seine Sparte und der Trennung von Personalvorstand Angela Titzrath zusammen. Gerdes will den Gewinn seiner Sparte von derzeit 1,2 Milliarden Euro auf 1,8 Milliarden Euro steigern. Dazu hat er intern unter anderem Diskussionen über Kürzungen bei den Personalkosten angestoßen. Titzrath waren viele der Ideen zu radikal, Vorstandschef Frank Appel aber schlug sich auf die Seite von Gerdes.
Sollte sich der Konflikt zwischen Gerdes und den Arbeitnehmern nicht bis zur nächsten Tarifrunde in ein paar Monaten befrieden lassen, droht dem Post- und Logistik-Konzern voraussichtlich ein scharfer, öffentlicher Streit mit der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitnehmervertretern des Konzerns.
Autor: Sven Oliver Clausen
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