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manager magazin 6/2015: Hamburgs Bürgermeister Scholz sucht Befreiungsschlag bei HSH

Regierungschef liebäugelt mit Aufspaltung der Nordbank / Neues Eigenkapital in Milliardenhöhe gegen Einklappen des Garantieschirms

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (56) will die HSH runderneuern, um der drohenden Abwicklung zu entgehen. Der SPD-Politiker plane die Nordbank aufzuteilen, berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe (Erscheinungstermin: 22. Mai): in eine Good Bank, die sich auf Firmen- und Immobilienfinanzierung und die Vergabe neuer Schiffskredite konzentriert, sowie eine externe Bad Bank, die mit faulen Shipping-Darlehen befüllt wird.

Zwar hat die HSH, die zu 85 Prozent Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, ausfallgefährdete Assets bereits in ihre Abbaubank ausgelagert; die aber belastet die Konzernbilanz und verzerrt die Leistungskraft der guten Teile. Die Good Bank soll als Mittelstandsfinanzierer von überschaubarer Größe erhalten und gegebenenfalls später am Markt platziert werden.

Insidern zufolge wäre Scholz bereit, Eigenkapital in Milliardenhöhe nachzuschießen, um vor allem die Bad Bank zu stabilisieren, die über die Zeit abgewickelt werden soll. Im Gegenzug würde er den zehn Milliarden Euro großen Garantieschirm zuklappen. Der schützt die HSH, sobald sie Verluste über 3,2 Milliarden Euro hinaus nicht mehr tragen kann.

Scholz fürchtet, dass die Inanspruchnahme des Garantieschirms teurer werden könnte als eine rechtzeitige Eigenkapitalspritze – obwohl Hamburg und Kiel für die Bereitstellung des Schirms stattliche Prämien kassieren. Aktuell erwartet die Nordbank, den Garantieschirm zwischen 2019 und 2025 im Umfang von 2,1 Milliarden Euro zu beanspruchen.

Derzeit prüft die EU-Kommission im Rahmen eines Beihilfeverfahrens, inwieweit die staatlich gestützte HSH den Markt verzerrt. Sie war 2009 von Hamburg und Kiel mit drei Milliarden Euro Eigenkapital sowie dem Garantieschirm gerettet worden. Nicht ausgeschlossen ist, dass Brüssel im Gegenzug für die Staatshilfen die Abwicklung der Nordbank verlangt. Das Institut leidet unter den niedrigen Charterraten, ihrer veralteten Containerschiffflotte sowie dem Umstand, dass viele Darlehen in Dollar fakturiert sind und das Kreditrisiko wegen des starken Greenbacks steigt.

Der Senat, der für seine Pläne das Plazet der EU-Kommission bräuchte, teilte auf Anfrage mit, in engem Austausch mit allen Beteiligten zu stehen.

Autor: Tim Bartz
Telefon: 069 972000-19

Frankfurt, 21. Mai 2015

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