„Wir sind momentan stark unterbewertet“, sagte Frank Stangenberg-Haverkamp, Vorsitzender des Familienrates des deutschen Pharma- und Chemiekonzerns Merck, im Interview mit dem manager magazin. Den Grund für die schwache Bewertung des Dax-Konzerns durch die Kapitalmärkte sieht der Clanchef im Markt für Flüssigkristalle. Dort seien die hohen Gewinnmargen von Merck durch das Eindringen neuer, vor allem chinesischer Anbieter, in den vergangenen Monaten unter Druck geraten. Dabei konstatiert Stangenberg-Haverkamp auch Versäumnisse des Merck-Managements mit Konzernchef Stefan Oschmann an der Spitze. „Wir haben die Entwicklung zwar gesehen, waren aber vielleicht etwas zu erfolgsverwöhnt, um rechtzeitig zu reagieren“, sagte er: „Nun sind wir mit Nachdruck dabei, die notwendigen Gegenmaßnahmen einzuleiten.“ Das Gespräch erscheint in der ab Freitag (20. April) erhältlichen Ausgabe des manager magazins und ist das erste Wortlautinterview, das Stangenberg-Haverkamp gibt.
Große Hoffnung setzt das Oberhaupt der Familie weiter auf die Entwicklung der Pharmasparte und den neuen Krebswirkstoff Avelumab, der zuletzt die Ziele bei zwei großen klinischen Phasen verfehlt hatte. „Wir sind noch nicht so weit, wie wir gerne wären. Aber wir arbeiten hart an Avelumab“, sagte Stangenberg-Haverkamp: „der Wirkstoff funktioniert. Wir sind zuversichtlich, dass wir wichtige Studien erfolgreich abschließen werden.“ Bei großen Anwendungen wie Lungen- oder Magenkrebs seien der Wettbewerb und die Anforderungen allerdings höher als bei der Hautkrebsindikation, für die Avelumab bereits eine Zulassung hat.
Die Familie hält 70 Prozent der Anteile an der Merck KGaA. Das Unternehmen ist seit 350 Jahren in Familienhand.
Autor: Dietmar Palan
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