Der scheidende BMW-Aufsichtsratschef Joachim Milberg erwartet eine rasant steigende Nachfrage nach Elektroautos. Er gehe für "2020, spätestens aber 2023" davon aus, dass der Anteil der Fahrzeuge mit elektrischen Antrieben auf etwa 10 Prozent steigen werde, sagte Milberg in einem Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstermin: 20. März). Bei dann vermutlich 100 Millionen pro Jahr verkauften Fahrzeugen seien das "immerhin zehn Millionen Autos einschließlich Plug-in-Hybriden". Milberg verwies darauf, dass sich die Umweltsituation in vielen großen Städten etwa in China ansonsten nicht mehr beherrschen lasse.
Milberg warnte davor, potenzielle Wettbewerber wie Apple oder Google nicht ernst zu nehmen. "Wir müssen als Automobilhersteller weiter die zentralen Kaufargumente liefern", sagte Milberg, "sonst würde unsere Industrie irgendwann zum bloßen Lieferanten der Computerspezialisten."
BMW bietet als Elektrofahrzeuge bislang den komplett batterie-elektrisch angetriebenen Kleinwagen i3 und den zusätzlich mit einem Benzinmotor ausgestatteten Sportwagen i8 an. Das Unternehmen verkaufte 2014 rund 16 000 i3. "Wir sind mit den Verkaufszahlen durchaus zufrieden", sagte Milberg, der seit 2004 den Aufsichtsrat des Automobilkonzerns leitet und zur Hauptversammlung im Mai seinen Platz für den aktuellen Vorstandschef Norbert Reithofer räumt.
Vorstandschef Reithofer und sein designierter Nachfolger Harald Krüger planen eine massive Elektrooffensive. Mittelfristig wollten sie die i-Flotte des Konzerns um den i9 erweitern, berichtet das manager magazin unter Berufung auf Unternehmensinsider. Noch sei nicht final entschieden, wie dieses Modell aussehen werde, heißt es im Konzern. Am wahrscheinlichsten sei derzeit eine Art SUV-Coupé ähnlich dem BMW X6. Der i9 werde etwa 2020 auf den Markt kommen. Zuvor werde es eine Neuauflage des i3 mit einer auf mehr als 300 Kilometer verdoppelten Batteriereichweite geben. In den Folgejahren solle dann jedes mittlere und größere BMW-Modell als Plug-in-Modell oder in einer rein elektrischen Version angeboten werden.
Autor: Michael Freitag
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Hamburg, 18. März 2015
manager magazin
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