Der Vorstand des Autobauers Opel wurde von den Übernahmeverhandlungen mit dem französischen Konkurrenten PSA Peugeot Citroën völlig überrascht. Die Führung des Rüsselsheimer Traditionsunternehmens sei erst am Dienstagmorgen telefonisch in die Pläne des amerikanischen Mutterkonzerns GM eingeweiht worden, berichtet manager magazin online. Lediglich Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sei ein wenig früher informiert worden. Neumann arbeitet bereits seit Monaten an einem anderen Zukunftsprojekt für den Autohersteller. Der Chef wolle Opel bis 2030 zu einer reinen Elektromarke umbauen, berichtet das manager magazin in seiner neuesten Ausgabe (Erscheinungstermin: 17. Februar).
GM-Chefin Mary Barra und der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Dan Ammann kommen heute nach Rüsselsheim, um das Topmanagement über die Gespräche mit PSA zu informieren. Die Konzerne bestätigen Verhandlungen über eine vertiefte Kooperation. Der Verkauf Opels an PSA sei eines der diskutierten Szenarien.
Die alternative Elektrostrategie hat Opel-Chef Neumann gemeinsam mit dem Vorstand entwickelt. Neumann will Opel auf der neuen Elektroplattform des Konzerns aufbauen. Das erste der batteriegetriebenen Modelle kommt aktuell auf den Markt. Im Frühjahr, spätestens im Mai, soll der GM-Vorstand eigentlich über den Elektroplan entscheiden. So habe es die Führung in Detroit versprochen, heißt es in Rüsselsheim. GM-Chefin Mary Barra fördert die Entwicklung von Elektroautos bereits seit Jahren.
Der Neumann-Plan gilt im Unternehmen als Ausbruchsszenario und als Möglichkeit, das Überleben der Marke zu sichern. GM hat in Europa seit gut 15 Jahren keinen Gewinn mehr erwirtschaftet. 2016 lag der operative Verlust bei 257 Millionen Dollar. Auch die Aussichten für 2017 seien düster, berichtet das manager magazin.
Vor diesem Hintergrund sehe Neumann die Gefahr, dass Opel mittelfristig nicht ausreichend in die gleichzeitige Entwicklung von Autos mit Verbrennungsmotoren und Elektroantrieben investieren könne, heißt es im Unternehmen. Deshalb wolle er die Marke relativ früh komplett auf den Antrieb der Zukunft fokussieren. Schon ab 2030 sollten keine Verbrenner mehr angeboten werden. Die Entwicklung solle dementsprechend früher gestoppt werden. Neumann habe sogar eine Trennung in ein Old und ein New Opel durchgespielt, berichtet das manager magazin weiter. Vorbilder wären die Stromriesen Eon und RWE, die sich beide jüngst geteilt haben.
Autor: Michael Freitag
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