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manager magazin 11/2015: Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zieht gegen Zalando vor Gericht

Onlinehändler soll Mitarbeiterrechte missachtet haben / Mitbestimmungsvereinbarung steht infrage / Gewerkschaft klagt über hohe Befristungsquote und niedrige Löhne

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geht juristisch gegen den Onlinehändler Zalando vor. Das berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe (Erscheinungstermin: 23. Oktober). Verdi wirft Zalando demnach vor, bei der Umwandlung des Unternehmens in eine Societas Europaea (SE) Mitarbeiter und Gewerkschaft nicht in ausreichendem Maße beteiligt zu haben. Ende August hat Verdi deshalb das Arbeitsgericht Berlin eingeschaltet.

Konkret geht es um die Mitbestimmungsvereinbarung, die bei der Umwandlung des Unternehmens in eine SE von einem „besonderen Verhandlungsgremium“ formuliert wird. Der Vorwurf: Die Wahl und Besetzung des Gremiums soll bei Zalando gesetzeswidrig erfolgt sein. Verdi klagt etwa, dass das Unternehmen die Mitarbeiter nicht korrekt über die Wahl des Gremiums informiert und keine Gewerkschafter einbezogen habe.

Verdi ist der Auffassung, dass die Interessen der Belegschaft deshalb nicht ausreichend Gehör fanden. Zalando bestreitet die Vorwürfe. Das Unternehmen beteuert gegenüber manager magazin, die Mitarbeiter ausreichend einbezogen und sich „an alle rechtlichen Vorgaben“ gehalten zu haben.

Verdis Anwalt Friedrich Kühn erwartet ein langwieriges Verfahren, da es sich um „juristisches Neuland“ handle. Die Rechtsform SE gibt es erst seit 2004, Präzedenzfälle fehlen. Sollte Verdi sich durchsetzen, müsste Zalando die Mitbestimmungsvereinbarung wohl neu verhandeln.

Verdi und Zalando haben bereits seit geraumer Zeit ein angespanntes Verhältnis. So klagt die Gewerkschaft, dass der Onlinehändler Mitarbeiter in seinen Logistikzentren sehr häufig befristet anstelle und die Bezahlung jeweils unter den lokalen Tariflöhnen für die Branchen Handel oder Logistik liege. Am Standort Mönchengladbach sind zum Beispiel knapp 90 Prozent der Mitarbeiter nur auf Zeit angestellt. Eine Verdi-Sprecherin nannte diese Praxis gegenüber manager magazin „einen Skandal“. Zalando teilt hierzu auf Anfrage mit, dass man in den Logistikzentren kontinuierlich Arbeitsverträge entfriste.

Autor: Philipp Alvares de Souza Soares
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