Die bislang engste Partnerschaft der europäischen Internetbranche steht vor einer Zerreißprobe. Der schwedische Investor Kinnevik und langjährige Finanzier von Rocket Internet hat einen der wichtigsten Pläne der Berliner Start-up-Holding durchkreuzt. Im Aufsichtsrat blockierte Kinnevik über Anwälte den von Holding-Chef Oliver Samwer (43) avisierten Börsengang des Kochboxzulieferers Hellofresh. Dies berichtet das manager magazin in der kommenden Ausgabe, die ab Freitag (18. Dezember) im Handel erhältlich ist.
Im Zuge dieses Machtkampfes wird Aufsichtsratschef Lorenzo Grabau, der zugleich Kinnevik-Chef ist, den Vorsitz des Rocket-Kontrollgremiums nach Informationen von manager magazin abgeben. Als möglicher Nachfolger gilt der bisherige Stellvertreter und Samwer-Vertraute Marcus Englert.
Für Samwer und seine Holding sollte der Börsengang seiner 56-Prozent-Beteiligung ein erster Befreiungsschlag werden. Am morgigen Mittwoch wird der Rocket-Chef seinen Investoren die Zahlen für die ersten neun Monate präsentieren. Er braucht dringend gute Nachrichten. Anleger hatten die Rocket-Aktie im ersten Jahr an der Börse fallen gelassen, nachdem Samwer Investoren mit einer Kapitalerhöhung, einer Wandelanleihe und einer kostspieligen Beteiligung am Essenslieferdienst Delivery Hero überraschte.
Beim Capital Market Day Ende September versprach Samwer mehr finanzielle Disziplin und kündigte zudem einen Börsengang eines seiner Start-ups in den kommenden 18 Monaten an. Mit Hellofresh führte er einen potenziellen Kandidaten offensiv ins Feld.
Doch ausgerechnet seine wichtigste Investorin, die Milliardärin und Kinnevik-Verwaltungsratschefin Cristina Stenbeck (38), die noch 13,2 Prozent an der Holding hält, blockierte das Vorhaben. Einen Tag vor der Veröffentlichung des Börsenprospekts musste Samwer den Börsengang absagen. Das Rocket-Management bestritt über einen Sprecher diese Darstellung. Investor Kinnevik ließ sie unkommentiert.
Autor: Andrea Rungg
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