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manager magazin 1/2016: Middelhoffs Ärger mit der "Mannesmann-Klausel"

Ex-Arcandor-Chef erhielt Boni per umstrittener Klausel / Fahnder wähnen Straftat.

Im Strafverfahren gegen neun frühere Aufsichtsräte und sechs Ex-Vorstände des Handelskonzerns Arcandor (Karstadt, Quelle, Thomas Cook) könnte den Angeklagten eine "Mannesmann-Klausel" zum Verhängnis werden. Wie das manager magazin (Erscheinungstermin: 18. Dezember) berichtet, stützt die Staatsanwaltschaft Bochum ihre unlängst eingereichte Anklage wegen Untreue in besonders schwerem Fall und Beihilfe hierzu unter anderem auf jene Klausel in den Vorstandsverträgen. Die Fahnder halten Boni und Abfindungen in Höhe von 8,82 Millionen Euro für ungerechtfertigt.

In der 633 Seiten langen Anklageschrift vom 3. November spielt die "Mannesmann-Klausel" eine wichtige Rolle. Denn sie diente nach Einschätzung der Strafverfolger dazu, Sonderzahlungen unabhängig von den Managementleistungen oder der Lage des Unternehmens ausschütten zu können.

Mit der Klausel reagierte der Arcandor-Aufsichtsrat 2006 auf das Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) im Fall Mannesmann. Der BGH hatte Prämien und Pensionszahlungen in Höhe von 57 Millionen Euro gerügt, die das Mannesmann-Präsidium seinen Vorständen nach dem Milliardenverkauf an Vodafone gewährt hatte. Aus Sicht des BGHs eine "Verschwendung anvertrauten Vermögens". Bei Arcandor ließ man daraufhin die Vorstandsverträge um eine Klausel ergänzen, dank der Sonderboni für außerordentliche Leistungen möglich wurden. Die sogenannte Mannesmann-Klausel.

Mithilfe der Klausel nickte der Arcandor-Aufsichtsrat Sonderboni ab, obwohl Performance-Ziele nicht erreicht worden waren. Etwa beim Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff (62). Der kassierte 2,3 Millionen Euro, obwohl Arcandor das vereinbarte Cashflowziel verfehlt hatte. Middelhoffs Verteidiger Sven Thomas (68) hält den Sonderbonus dennoch für gerechtfertigt. "Herr Middelhoff hat bei Arcandor eine Transformation vom Handelsunternehmen zu einem breiter aufgestellten Konzern vorgenommen."

Autor: Massimo Bognanni
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