Das inzwischen insolvente Kreuzfahrtschiff MS „Deutschland“ wurde in den vergangenen Jahren von Investoren regelrecht abgezockt. Die Münchener Sanierungsholding Aurelius soll von 2010 bis 2013 Management- und Beratungsgebühren von mindestens 2,4 Millionen Euro aus der MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft herausgezogen haben. Dies berichtet das manager magazin in seiner neuen Ausgabe (Erscheinungstermin: 19. Dezember) und beruft sich auf ihm vorliegende interne Unterlagen. Aurelius lässt dazu über einen Anwalt mitteilen, die Zahl sei „signifikant falsch“.
Aurelius hatte das Schiff zusammen mit dessen Reederei im Oktober 2010 übernommen und im Januar 2014 für kolportierte ein Euro an die neu gegründete Münchener Beteiligungsgesellschaft Callista Private Equity weitergereicht. Am 29. Oktober 2014 musste das Unternehmen wegen Liquiditätsmangeln Insolvenzantrag stellen.
In den Jahren zuvor hatten sich die Aurelius-Leute reich bedient: Der zeitweise von Aurelius zur MS Deutschland entsandte Geschäftsführer Christopher Nolde soll für seine knapp anderthalb Jahre währende Tätigkeit rund 600 000 Euro Honorar bekommen haben, wie mm mit Verweis auf interne Unterlagen schreibt. In der Summe enthalten ist demnach ein Jahresbonus von 250 000 Euro für das Jahr 2013, obwohl in diesem Jahr der Umsatz der „Deutschland“ um 9 Prozent auf 44,5 Millionen Euro geschrumpft und der Verlust aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit um ein Fünftel auf 9,8 Millionen Euro gestiegen war.
Aurelius-Investmentmanager Rafal Grabarkiewicz soll für sein 14 Monate dauerndes Engagement bei der „Deutschland“ knapp eine halbe Million Euro kassiert haben. Auch darin ist ein Bonus enthalten – dafür, dass Grabarkiewicz bei der Vermarktung einer Anleihe über 50 Millionen Euro half. Aurelius teilte dazu mit, die von mm bezüglich Nolde und Grabarkiewicz genannten Zahlen lägen „weit neben den tatsächlichen Zahlen“.
Die Anleihe der „Deutschland“ wurde im Dezember 2012 emittiert. Aus dem Erlös flossen gut 20 Millionen Euro für Zins und Tilgung von Darlehen von Aurelius oder Firmen aus dem Aurelius-Umfeld, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber auf einer Gläubigerversammlung im November mitgeteilt hat. Damit dürften Aurelius und die Firmen aus dem Aurelius-Umfeld ihren Geldeinsatz aus der Übernahme weitestgehend zurückverdient haben, so das manager magazin weiter. Die Kredite von Aurelius oder Firmen aus dessen Umfeld waren nach mm-Informationen überwiegend mit 6 Prozent oder höher verzinst.
Aurelius teilt mit, man habe mit dem Investment „einen nicht unerheblichen siebenstelligen Betrag verloren“.
Autor: Angela Maier
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