Noch immer müssen hoch qualifizierte Frauen in Deutschland mit beruflichen
Nachteilen rechnen, wenn sie eine Auszeit von mehr als sechs Monaten nehmen –
etwa zur Betreuung eines Kindes oder betagter Eltern. Das ist das zentrale
Ergebnis einer Studie des New Yorker Think Tanks „Center for Work-Life Policy“,
die im Harvard Business Manager (Erscheinungstermin: 27. April 2010)
veröffentlicht ist. In ihrer repräsentativen Befragung „Off-Ramps and On-Ramps
Germany“ erforschten Sylvia Ann Hewlett und Laura Sherbin die Auswirkungen
einer Karrierepause bei 1000 Akademikerinnen und Akademikern.
Dabei berichteten 45 Prozent der Frauen, dass sie nach ihrer Auszeit weniger
verdienten. 37 Prozent mussten Verantwortung für Managementaufgaben abgeben;
bei 36 Prozent verschlechterten sich die Stellenbezeichnung – und das, obwohl
die deutsche Rechtsprechung Frauen nach der Elternzeit eine Rückkehr zu den
gleichen Bedingungen garantiert. Auch wenn sich deutsche Unternehmen offiziell
oft frauenfreundlich geben: Viele Arbeitgeber haben sich noch nicht auf die
Bedürfnisse hoch qualifizierter Mitarbeiterinnen eingestellt. So fühlten sich
53 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen stigmatisiert, wenn sie ihren Chef
um flexible Arbeitsarrangements, Jobsharing oder Telearbeit bitten. Ein Viertel
von ihnen fürchtet sogar, ihrer Karriere zu schaden, wenn sie nur danach
fragten.
Dass sich viele weibliche Top-Talente im Beruf nicht gebührend gefördert oder
anerkannt fühlen, habe paradoxerweise auch mit Deutschlands großzügiger
Elternzeitregelung zu tun, meinen die Autorinnen. Da Eltern hierzulande –
anders als etwa in den USA – für jedes Kind bis zu drei Jahre lang zu Hause
bleiben können, glaubten viele Arbeitgeber, es lohne sich nicht, Frauen in
ihrer Karriere zu unterstützen, weil diese früher oder später ohnehin für ihre
Kinder aus dem Berufsleben ausschieden.
Dass Frauen mit Kindern oft mangelnder Ehrgeiz unterstellt wird, entlarvt die
Studie jedoch als bloßes Gerücht: Weit mehr hoch qualifizierte Mütter geben an,
sie seien überdurchschnittlich ehrgeizig als ihre männlichen Kollegen mit
Kindern (32 zu 21 Prozent). Auch in zwei anderen Vergleichsgruppen (jünger als
30; verheiratet) sowie im Gesamtvergleich (30 zu 22 Prozent) ließen Frauen die
Männer in punkto Ehrgeiz hinter sich.
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