DER SPIEGEL

Kabel Deutschland: Kartellamt prüft Verbot der Primacom-Beteiligung

Kabel Deutschland (KDG), der mit Abstand größte deutsche Kabelnetzbetreiber, hatte Mitte Mai 18,6 Prozent an der kleineren börsennotierten Primacom für etwa 45 Millionen Euro übernommen. Die Beteiligung wurde aber nicht beim Kartellamt angemeldet. Nach Ansicht der Wettbewerbshüter haben die Firmen damit gegen das Vollzugsverbot verstoßen – sie hätten den Deal anmelden und die Freigabe durch die Kartellwächter abwarten müssen.

Die Wettbewerbshüter haben die beiden Unternehmen nach SPIEGEL-Informationen deshalb darüber informiert, dass die Behörde ein sogenanntes Entflechtungsverfahren eingeleitet hat. »Es gibt kaum Zweifel, dass das Geschäft hätte angemeldet werden müssen«, sagte eine Sprecherin des Amtes auf Anfrage. »Wir prüfen jetzt, ob Voraussetzungen für eine Untersagung vorliegen.«

Ein Sprecher der KDG bestätigte zwar, das Amt habe einen Auskunftsbeschluss zugeschickt, lehnte aber eine weitere Stellungnahme ab. Dem Vernehmen nach hat KDG bereits in Aussicht gestellt, das Paket zum Großteil wieder abzugeben. Bei Primacom hieß es, das Schreiben sei gestern eingegangen, eine Pflichtmitteilung sei aber nicht notwendig, da es sich um eine Angelegenheit zwischen Käufer und Verkäufer handle. Die Kabelfirma hat ihre Aktionäre für morgen zur Hauptversammlung eingeladen.

KDG hatte den Kauf der Anteile Mitte Mai damit begründet, dass das Unternehmen sich damit strategische Optionen für eine mögliche Konsolidierung des deutschen Kabelmarktes sichere. Das Münchner Unternehmen, das mehrheitlich Finanzinvestoren gehört, hatte die Anteile zum größten Teil von dem Primacom-Großaktionär Wolfgang Preuß erworben und einen weiteren Teil der Aktien über die Börse zugekauft.

Als Interessent für die Anteile galt auch der Primacom-Großaktionär Orion Cable, der sich nun neue Hoffnungen machen darf. Orion Cable besitzt bereits 25,84 Prozent an Primacom und hatte beim Einstieg das Ziel ausgegeben, die Mehrheit an der Firma zu übernehmen. Primacom versorgt auf der sogenannten Netzebene 4 – also bei dem direkten Zugang zu den Haushalten – etwa 1,3 Millionen Kunden. KDG hingegen hat in vielen Regionen bisher nur zu einem kleinen Teil seiner Kunden eine direkte Leitung und hatte sich auch deshalb bei Primacom eingekauft.

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