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Henkel prüft Klage gegen Procter & Gamble

Düsseldorfer Waschmittelkonzern ist verärgert über das verbesserte Abfindungsangebot der Amerikaner für Wella-Aktionäre / Henkel entgehen rund 19 Millionen Euro Gewinn

Der Düsseldorfer Waschmittelkonzern Henkel prüft zur Zeit eine Klage gegen den US-Konsumartikler Procter & Gamble (P&G). Hintergrund ist die Bereitschaft der Amerikaner, den Minderheitsaktionären des Haarpflegekonzerns Wella eine erhöhte Abfindung zu zahlen. Das berichtet manager magazin in seiner aktuellen Ausgabe (Erscheinungstermin: 19. Mai 2004).

P&G hatte Wella vor einem knappen Jahr übernommen und den Altaktionären – darunter Henkel – 65 Euro je Vorzugsaktie gezahlt. Für die Wella-Stammaktien zahlte P&G hingegen mehr als 90 Euro. Nachdem sich einige Minderheitsaktionäre gegen diese Ungleichbehandlung gewehrt hatten, verkündeten die Amerikaner Ende April dieses Jahres, entgegen ihrer ursprünglichen Absicht nun doch einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit Wella abzuschließen. Wichtigster Bestandteil: Das Angebot für die Vorzugsaktionäre wird um mehr als 12 Prozent auf 72,86 Euro aufgestockt.

Für den Henkel-Konzern, der mit dem Verkauf seines Wella-Aktienpaketes an P&G einen geschätzten Gewinn bis zu 100 Millionen Euro verbuchte, ist diese Nachbesserung ein Schlag ins Gesicht. Denn das neue Angebot gilt nicht für Aktionäre, die das erste P&G-Angebot akzeptierten. Der US-Konzern hatte sich zwar vergangenes Jahr freiwillig verpflichtet, allen Aktionären mehr zu zahlen, sollte sich die Offerte im Nachhinein erhöhen. Doch die Frist für diese Nachbesserung endet am 4. Juni. Die Wella-Hauptversammlung, die über den Beherrschungsvertrag entscheidet, findet aber erst am 8. Juni statt.

Henkel entgeht durch dieses trickreiche Zeitspiel ein Gewinn von rund 19 Millionen Euro. Deshalb lässt Henkel-Chef Ulrich Lehner seine Juristen nun unter Hochdruck eine Klage gegen P&G prüfen. Die Chancen stehen nicht schlecht – falls eine Sonderprüfung, die die Minderheitsaktionäre bei Gericht beantragt haben, zu dem Ergebnis kommt, dass P&G bei Wella schon seit Monaten wie ein Alleineigentümer agiert. In diesem Fall hätte Procter unverzüglich einen Beherrschungsvertrag abschließen und allen Aktionären eine erhöhte Abfindung zahlen müssen – auch Henkel.

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