Wirtschaftspublizist Charles Handy: US-Kapitalismus ist krank
Der Londoner Wirtschaftspublizist Charles Handy kritisiert in der aktuellen Ausgabe des Harvard Businessmanager (Erscheinungstermin: 25.02.2003) den angloamerikanischen Kapitalismus. Handy hält das amerikanische Wirtschaftssystem für krank. Dessen fundamentaler Irrtum sei die extreme Orientierung an den kurzfristigen Interessen der Aktionäre. Unternehmen müssten langfristiger denken und eine andere Wirtschaftsphilosophie entwickeln.
Sein Fazit: Das amerikanische System sollte von Kontinentaleuropa lernen, um zukunftsfähig zu sein. Weil im Gegensatz zur Zeit der Industrialisierung heute das Wissen eine wesentliche Rolle für den Unternehmenserfolg spiele, müssten die Mitarbeiter auch entsprechend behandelt werden. Ein in Europa üblicher Jahresurlaub von fünf bis sieben Wochen, gesetzlich verankerter Mutterschutz für Eltern, die zunehmende Inanspruchnahme von vorübergehenden Auszeiten für Führungskräfte und eine unter 40 Stunden liegende Wochenarbeitszeit seien kein Luxus. "Lang zu arbeiten führt nicht unbedingt zu guter Arbeit", so Handy. Weiter plädiert der Wirtschaftspublizist für eine Beteiligung der Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens.
Handy warnt davor, so weiterzumachen wie bisher - oder sich in Europa noch mehr der angloamerikanischen Spielart des Kapitalismus zu nähern. Die Kunden könnten sonst solche Unternehmen boykottieren. Der Druck der Verbraucher könnte die Regierungen zwingen, die Unternehmen an die Kette zu legen, ihre Unabhängigkeit zu begrenzen und ihre Geschäftsabläufe bis in die kleinsten Details zu bestimmen. "Dabei werden wir alle die Verlierer sein."
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