Schriftsteller warnt: „Da schleicht sich etwas an“ / Soziale Fragen seien keine Rechtfertigung für Stimmen zugunsten von NPD, DVU und PDS
Berlin, 20. September 2004 – Der Schriftsteller Ralph Giordano hat die Wahlergebnisse in Sachsen und Brandenburg als „zutiefst beunruhigend“ bezeichnet. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erklärte der 81-Jährige, „mit den Wahlergebnissen beginnt die Demokratie in Deutschland ihr Antlitz zu verändern“. Die Wähler der extremen Parteien müssten sich darüber im Klaren sein, „welchen Schaden sie für Deutschland angerichtet haben“.
Er habe kein Verständnis für das Votum, erklärte der Schriftsteller („Die Bertinis“), dessen Familie in einem Versteck den Holocaust überlebte. Nach Auschwitz gebe es weder für junge noch für alte Menschen irgendeine Entschuldigung dafür, solche Parteien zu wählen.
Die Menschen in Ostdeutschland seien durch die Sozialreformen überfordert. „Aber ich weigere mich, soziale Fragen als Rechtfertigung dafür zu sehen, sein Kreuz auf der rechten Seite oder auch bei der PDS zu machen“, so Giordano. Zwar sei die Situation nicht mit der vor 70 Jahren vergleichbar, „aber weil die soziale Frage damals eine Rolle gespielt hat, denke ich, die Wahlergebnisse sind ein Warnsignal – vor allem wenn sich herausstellt, dass viele junge Menschen die Rechten gewählt haben“. Da schleiche sich etwas an, „von dem ich schon glaubte, es sei überwunden. Aber das ist es nicht“.
Das vollständige Interview ist unter www.spiegel.de abrufbar.
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