Schroder Sal. Smith Barney, SEB und Haspa auf den ersten Plätzen
Die Analystenteams von Geldhäusern ohne starke Investmentbanking-Abteilung lieferten in den vergangenen beiden Jahren das beste Aktienresearch. Doch selbst die Empfehlungen der Top-Analysten brachten den Anlegern hohe Verluste. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Studie, die das manager magazin in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe veröffentlicht.
Reinhart Schmidt, Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre an der Universität Halle, untersuchte für manager magazin die Performance von über 9400 Kauf- und Verkaufsempfehlungen (von insgesamt über 15000 abgegebenen Tipps), die 51 deutsche und ausländische Researchhäuser von Anfang Juli 2000 bis Ende Juli 2001 gegeben haben.
Die Resultate sind ernüchternd. Wer den Kauftipps für die 30 Werte des Dax folgte, erzielte bis Ende März 2002 im Schnitt ein Minus von 19,3 Prozent; die Empfehlungen für die 50 Unternehmen des europäischen Börsenbarometers Stoxx bescherten einen durchschnittlichen Verlust von 24,5 Prozent; und wer sich auf die Urteile der Experten für den Neuen Markt verließ, verlor im Mittel sogar 67,3 Prozent seines Einsatzes.
In der Zwischenzeit begegnet auch die Mehrheit der Privatanleger den Urteilen der Analysten mit Skepsis. In einer exklusiv für manager magazin durchgeführten repräsentativen Umfrage des Bielefelder Emnid Instituts unter 963 Privatanlegern sagten 56 Prozent der Befragten, sie vertrauten den Empfehlungen der Analysten nicht mehr.
Ein Hauptgrund für den Vertrauensverlust dürfte darin zu suchen sein, dass auch zwei Jahre nach dem Beginn des Börsencrashs noch immer 55 Prozent der insgesamt abgegebenen Urteile auf Kaufen und nur 11 Prozent auf Verkaufen lauten. Researchteams, die keine Rücksicht auf die Kollegen aus dem Investmentbanking nehmen müssen, fallen Verkaufsurteile offenbar leichter, was sich letztlich positiv auf die Performance des Researchs auswirkt. Mit der SEB in der Kategorie der Dax-Unternehmen sowie der Hamburger Sparkasse bei den Unternehmen des Neuen Markts kommen zwei der drei manager-magazin-Testsieger ohne eigenes Investmentbanking aus.
Dieses Ergebnis findet sich auch in der erweiterten Spitzengruppe wieder. Bei der Analyse der europäischen Bluechips liegen auf den ersten fünf Plätzen drei Häuser, die sich auf das Privatkundengeschäft fokussiert haben. Bei den Unternehmen des Neuen Markts finden sich vier dieser Institute unter den Top Fünf. Und bei den Dax-Konzernen nehmen gar fünf Adressen ohne starkes Investmentbanking die vorderen Plätze ein.
Von den großen internationalen Investmentbanken können sich lediglich Schroder Salomon Smith Barney und Morgan Stanley Dean Witter als Erst- bzw. Drittplatzierter in der Kategorie der europäischen Bluechips sowie Goldman Sachs als Drittplatzierter bei der Analyse der Neuen-Markt-Werte in der Spitzengruppe halten.
Die vollständigen Ranglisten zum manager-magazin-Analystentest unter:
www.manager-magazin.de/link/analystentest/
Autor: Dietmar Palan
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