Zu Gast auf dem SPIEGEL-Stand (u. a.): der Regisseur Volker Schlöndorff
Am Samstag lädt die SPIEGEL-Gruppe zu sieben Veranstaltungen auf dem
SPIEGEL-Stand in Halle 3.0, Stand D 101, ein:
11.30 Uhr
Cem Özdemir und Henryk M. Broder: zwei Deutsche mit Migrationshintergrund über
Appeasement, Integration und Toleranz in einer multikulturellen Gesellschaft
Cem Özdemir, Spitzenpolitiker von Bündnis 90/Die Grünen, und der SPIEGEL-Autor
Henryk M. Broder können aus ihren eigenen Lebensgeschichten heraus einiges über
das Thema Integration und ethnische Vielfalt in Deutschland erzählen: Özdemir
ist deutscher Sohn türkischer Einwanderer, Broder kam im Alter von zwölf Jahren
mit seinen Eltern von Polen nach Köln.
Özdemir, der gerade das Buch „Die Türkei: Politik, Religion, Kultur“
veröffentlicht hat, diskutiert mit Broder, der sich in seinem neuen Buch
„Kritik der reinen Toleranz“ mit den Risiken falsch verstandener Toleranz
beschäftigt, über den richtigen Weg zu einer erfolgreichen multikulturellen
Gesellschaft: Muss man mehr Verständnis füreinander aufbringen, oder sind
manche Verhaltensweisen und Sitten der Eingewanderten schlicht unakzeptabel –
wie die sogenannten Ehrenmorde? Heißt Integration, dass Migranten sich ganz an
die bestehende Kultur anpassen müssen? Wie weit muss sich die deutsche Kultur
für andere Glaubensrichtungen und Traditionen öffnen, um das friedliche
Zusammenleben der Bürger unterschiedlicher Herkunft zu gewährleisten?
12.30 Uhr
Kenia an der Schwelle zum Bürgerkrieg: Warum kollabieren afrikanische Staaten?
Im Januar 2008 stand Kenia an der Schwelle zum Bürgerkrieg. Auslöser der
Unruhen, denen innerhalb weniger Wochen wahrscheinlich einige Tausend Menschen
zum Opfer fielen, waren die Präsidentschaftswahlen vom 27. Dezember 2007. Kenia
schlitterte ins Chaos und die Welt reagierte geschockt. Das ostafrikanische
Land galt lange Zeit als eine der wenigen Erfolgsgeschichten des Kontinents und
als Stabilitätsfaktor in einer von Krisen geschüttelten Region. Mit seinen
Nationalparks galt Kenia zudem bei Touristen als Safariland schlechthin. Liegen
die Ursprünge der Krise in einer rücksichtslosen britischen Kolonialpolitik,
die ethnische Besonderheiten ignorierte und Land nach Gutdünken verteilte? Oder
sind die korrupten Machteliten verantwortlich für jahrzehntelange soziale
Spannungen, die das Land im Inneren zerreißen?
Der ehemalige Afrika-Korrespondent des SPIEGEL, Thilo Thielke, Autor des
Buches „Kenia: Reportagen aus dem Inneren eines zerrissenen Landes“, im
Gespräch mit dem ehemaligen ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann.
14.15 Uhr
Rückblende
Mehr als 30 Filme hat der Regisseur Volker Schlöndorff gedreht, und ein
Großteil davon beruht auf literarischen Vorlagen. Deshalb wurde ihm immer
wieder vorgeworfen, er verstecke sich hinter den Büchern anderer. Für
Schlöndorff gab es daher wohl nur einen Weg, es seinen Kritikern zu zeigen: Er
schrieb ein Buch über sich selbst. Darin beschreibt er seine Kindheit, den
frühen Tod der Mutter und seine französischen Lehrjahre, als ihn Regisseure wie
Louis Malle und Jean-Pierre Melville mit ihrer Leidenschaft für das Kino
infizierten.
Schlöndorff erzählt von der Aufbruchsstimmung des Neuen Deutschen Films in den
Sechzigern und von der Ernüchterung nach den Selbstmorden der RAF-Terroristen
im Herbst 1977. Er berichtet nicht nur vom Triumph in Cannes 1979, als er für
seine Verfilmung von Günter Grass' Roman „Die Blechtrommel“ die Goldene Palme
gewann, sondern beschreibt auch, wie er sich im Jahr darauf während seiner
Oscar-Dankesrede verfranzte. Auf der Buchmesse spricht Volker Schlöndorff über
seine Autobiografie „Licht, Schatten und Bewegung“ mit
KulturSPIEGEL-Redakteurin Marianne Wellershoff.
15.00 Uhr
Tatort Krankenhaus: Krank durch das Gesundheitssystem
Jedes Jahr kommen in deutschen Krankenhäusern rund 400 000 Patienten durch
Kunstfehler zu Schaden. Für sein Buch „Tatort Krankenhaus – wie Patienten zu
Opfern werden“ hat der SPIEGEL-Redakteur Udo Ludwig spektakuläre Fälle
recherchiert und nach Ursachen geforscht. Auf der Buchmesse spricht er mit
Professor Peter T. Sawicki. Der Facharzt für Innere Medizin ist Leiter des
Kölner Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
Sawicki hat selbst Fehler als Arzt eingestanden: „Ich wollte meinen eigenen
Erfolg zeigen und habe den Willen der Patienten missachtet.“
15.30 Uhr
Unschuldig schuldig: Warum Menschen falsche Geständnisse ablegen
Der fünfjährige Pascal verschwindet, und neun verdächtige Personen gestehen,
etwas mit seinem Tod zu tun zu haben. Am Ende stellt sich allerdings heraus,
dass die Geständnisse falsch sind und dass Vorverurteilungen und
Diskriminierung die Ermittlungen beeinflusst haben. SPIEGEL-Gerichtsreporterin
Gisela Friedrichsen, die den Prozess intensiv verfolgt hat, schildert in ihrem
neuen Buch „Im Zweifel gegen die Angeklagten“ noch einmal alle Umstände des
Falles, der zum Skandal wurde, da einseitige Ermittlungen, Vorurteile und
Stimmungsmache der Medien den Fortgang des Verfahrens prägten. Kein Ruhmesblatt
für die Justiz, sondern bespielhaftes Versagen, findet Gisela Friedrichsen und
spricht darüber mit dem Rechtsexperten des ZDF, Bernhard Töpper.
16.00 Uhr
Zeitgeschichte zeichnen
Was in Amerika längst ein veritabler Trend ist, treibt auch in Deutschland
erste Blüten: Zeitgeschichte als Comic. Am SPIEGEL-Stand unterhalten sich
US-Autor und -Zeichner Jason Lutes („Berlin“) und die deutsche Comic-Künstlerin
Isabell Kreitz („Die Sache mit Sorge“) über den zweiten Teil von Lutes'
„Berlin“-Saga, die Verarbeitung von Fakten und Fiktion im Comic sowie über den
unterschiedlichen Umgang mit dem Thema Historie in den USA und in Europa. Das
Gespräch führt SPIEGEL-ONLINE-Redakteur Andreas Borcholte.
16.45 Uhr
Schluss mit der Gleichmacherei: Wie das Internet die Massenproduktion alt
aussehen lässt
Der Siegeszug des Internets führt zu umfangreichen Veränderungen in unserer
Arbeitswelt und in der Gesellschaft. Werden wir zu einem Land der
Mini-Unternehmer und Selbstversorger? Erleben wir durch das Internet eine
Renaissance des Handwerks oder doch eher eine Diktatur des Stümpertums? Was
bedeutet die neue Mitmachkultur im Internet für die Konzerne und die
etablierten Parteien? Schafft das Internet eine neue globalisierte Elite und
was passiert mit den übrigen Menschen?
Die Autoren Holm Friebe und Thomas Ramge sprechen mit manager-magazin-Redakteur
Christian Rickens über ihr Buch „Marke Eigenbau“, das auf der Shortlist des
Deutschen Wirtschaftsbuchpreises steht.
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