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Fonds-Anlegern der Bankgesellschaft Berlin droht Desaster

Landesbürgschaft für die Immobilien-Investments könnte sich als wertlos erweisen / Zahlungen von über 190 Millionen Euro an Fonds offen / Mehrere Klagen eingereicht

Anlegern geschlossener Immobilienfonds der Bankgesellschaft Berlin droht möglicherweise der Totalverlust ihres eingesetzten Kapitals. Das berichtet manager magazin in seiner neuesten Ausgabe (Erscheinungstermin: 20. Februar 2004).

manager magazin veröffentlicht exklusives Zahlenmaterial zur aktuellen wirtschaftlichen Situation aller zwölf großen Fonds, die das mehrheitlich dem Land Berlin gehörende Geldhaus zwischen 1995 und 2000 aufgelegt hat. Daraus geht hervor, dass die Mieteinnahmen der Beteiligungsgesellschaften bis zu 40 Prozent unter Plan liegen. Mindestens sieben der Fonds, in die tausende Privatanleger über 2,2 Milliarden Euro investiert haben, befinden sich in akuten finanziellen Schwierigkeiten.

Den Fonds-Teilhabern blieb die Situation ihrer Fonds bislang weitgehend verborgen, da die Beteiligungen an Supermärkten, Büros und Plattenbauten mit einem umfangreichen Garantiepaket verkauft wurden, das unter anderem Mietausfälle ausgleichen soll und den Anlegern die Rücknahme der Fondsimmobilien nach 25 Jahren zum ursprünglichen Einstandspreis zusicherte.

Ob die Anleger aber tatsächlich die ihnen zugesicherten Zahlungen erhalten, ist ungewiss. Für das Jahr 2003 jedenfalls haben die Fonds noch keinerlei Garantiezahlungen erhalten; selbst für 2002 stehen noch Gelder aus. Die Forderungen der Fonds gegenüber der Bank belaufen sich mittlerweile auf über 190 Millionen Euro.

Wie viel davon gezahlt wird, ist derzeit offen. Denn die Garantieverträge, die manager magazin vorliegen, lassen in bestimmten Fällen eine Reduzierung der Zahlungen zu. Der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) lässt bereits juristisch prüfen, ob das Land, das 2002 im Zuge der Schieflage der Bankgesellschaft Berlin eine Bürgschaft für die Garantien abgegeben hat, sämtliche Einnahmeausfälle der Fonds tragen muss.

Bleiben die Zahlungen des Senats an die Fonds auch nur teilweise aus, dürfte zumindest einigen der Fonds die Pleite drohen. Zwar besitzen die Anleger-Pools noch Millionen schwere Wertpapier- und Liquiditätsreserven. Die Depots sind jedoch bereits zu rund 80 Prozent an Banken verpfändet. Die frei verfügbaren Mittel sind daher bei einigen Fonds nahezu aufgezehrt. Den Anlegern des Fonds IBV Deutschland 1 etwa hat die Geschäftsführung Ende Januar bereits mitgeteilt, dass es für das Jahr 2003 „mangels ausreichender Liquidität“ keine Ausschüttung geben wird. Zudem erwägen zwei der an der Finanzierung des Fonds beteiligten Banken angesichts der schlechten wirtschaftlichen Situation des IBV Deutschland 1, die Kredite in Höhe von 79 Millionen Euro zu kündigen.

Sollte es zu einer Kündigung der Darlehen kommen, fürchten Anleger-Anwälte, wäre die Insolvenz des Fonds und damit der Totalverlust für die Investoren kaum noch abzuwenden. Zahlreiche Anleger auch von Fonds, die sich in einer ähnlich prekären Lage befinden, wollen nun vor Gericht eine Rückabwicklung ihres Engagements erreichen. Bei mehreren Gerichten sind bereits Klagen eingereicht worden; weitere sind in Vorbereitung.

Autoren: Jonas Hetzer, Dietmar Palan
Telefon: 040/308005-74, 040/308005-47

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