Die Europäische Zentralbank (EZB) werde alles tun, um die Inflation im Zaum zu
halten, sagte das EZB-Direktoriumsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell in einem
Interview mit der Zeitschrift manager magazin (Erscheinungstermin: 27. Juni
2008). Die Weltwirtschaft erlebe derzeit „den größten Preisschub bei
Rohstoffen, Erdöl und Lebensmitteln der vergangenen 30 Jahre“, so
Tumpel-Gugerell. „Wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen mit erhöhter
Wachsamkeit, und wir sind bereit, wenn nötig, mit einer Anhebung der Leitzinsen
zu reagieren.“
Am 3. Juli wird der Rat der EZB, der über die Höhe der Leitzinsen entscheidet,
zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommen. Nach der vorigen Ratssitzung vom 5.
Juni hatte die Zentralbank bereits eine bevorstehende Straffung der Geldpolitik
signalisiert.
Im Interview bekräftigte Tumpel-Gugerell, dass weder die abflauende Konjunktur
noch die Finanzmarktkrise die EZB daran hinderten, die Zinsen anzuheben. „Wir
sehen eine vorübergehende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, aber keinen
nachhaltigen Wachstumseinbruch. Das gilt für das Euro-Gebiet, aber auch für die
USA. Im Verlauf des nächsten Jahres sollte eine Normalisierung eintreten.“ Auch
eine Kreditklemme gebe es im Euro-Land nicht.
Das EZB-Direktoriumsmitglied forderte die Regierungen wichtiger Schwellenländer
auf, mehr für die Eindämmung der Inflation zu tun. Das würde auch helfen, die
Preissteigerung im Euro-Gebiet zu dämpfen. So gebe es in China intensive
Bemühungen gegenzusteuern und die chinesische Währung aufwerten zu lassen. „Wir
würden uns noch mehr sichtbare Schritte wünschen“, sagte Tumpel-Gugerell.
Autor: Dr. Henrik Müller
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